Murphys Gesetz

Sinn  

Murphys Law und das Auftauchen Gottes im Alltag

Manchmal geschieht etwas Unerklärliches

Es gibt wohl unter Softwareentwicklern niemanden, der nicht wissend lachen muss, wenn Murphy’s Law zitiert wird. Laut Wikipedia  „nahm der Ingenieur Captain Edward A. Murphy 1949 am Raketenschlittenprogramm der US Air Force auf einem kalifornischen Testgelände teil. Bei dem Test sollte herausgefunden werden, welche Beschleunigungen der menschliche Körper aushalten kann. Anlässlich eines kostspieligen Experimentes wurden am Körper der Testperson 16 Messsensoren befestigt. Die Sensoren konnten auf zwei Arten befestigt werden: in der richtigen Position und in einer 90°-Abweichung von dieser. Das Experiment schlug fehl, weil jemand sämtliche Sensoren falsch angeschlossen hatte.“

Aus dieser Erfahrung formulierte Murphy sein bekanntes Gesetz:

Alles, was schiefgehen kann, wird schiefgehen.

Inzwischen sind viele Varianten dieser Lebensweisheit im Umlauf, zum Beispiel die, dass das Marmeladenbrot, das einem aus der Hand rutscht, garantiert mit der Marmelade nach unten auf den Boden fallen wird.

Wie Miss Marple Fehlern auf der Spur

Eine meiner maßgeblichen Aufgaben als Softwareentwicklerin ist es, das, was schiefgegangen ist, wieder in Ordnung zu bringen. Und so bin ich damit befasst, Programmfehler, die erst nach der produktiven Inbetriebnahme eines Computerprogramms aufgetreten sind, zu finden und zu beheben. Es handelt sich dabei oft um Probleme, die nur durch die Tücke wahrer Produktivdaten kombiniert mit der Experimentierfreude der Endanwender zutage treten konnten. Im günstigsten, für mich optimalen Fall, fühle ich mich bei meiner Arbeit wie Miss Marple. Es macht außerordentlich viel Spaß, den Fehlern Fallen zu stellen, um ihnen schließlich auf die Spur zu kommen. Dann stellt sich das Gefühl eines kleinen Triumphs ein (besonders natürlich, wenn man den Fehler nicht selbst verursacht hat).

Nun allerdings muss eine Lösung gefunden werden. Häufig gibt es naheliegende Lösungen wie etwa bei Murphys Experiment. Manchmal jedoch muss man schon den ein oder anderen geistigen Klimmzug machen, um eine Programmkorrektur zu entwickeln, mit der sich ein Fehler reparieren lässt. Dann kann es passieren, dass man bei der Suche nach der Problemlösung ein Tal der Tränen durchschreiten muss. Es hilft ja alles nichts. Das Programm muss zum Schluss laufen. Eventuell muss man sich neues Wissen erarbeiten, um in die Nähe einer Lösung zu gelangen. Gespräche mit Kollegen sind meistens sehr hilfreich. Und ja, wenn man sich dann so richtig festgebissen hat …, dann ist die Lösung unter Umständen immer noch nicht sichtbar.

Wenn Gott ins Geschehen eingreift

In dieser Phase ist es interessanter Weise hilfreich, ja sogar notwendig, Abstand zu gewinnen. Ein Spaziergang hilft. Manchmal haben schon Kollegen zu mir gesagt: „Da musst Du wohl mal drüber schlafen“. Im Anschluss an eine solche Phase des Abstand ist es nicht selten der Fall, dass eine Lösung wie durch Zauberhand offensichtlich da ist. Es kommt mir manchmal so vor, als wäre da etwas in mir verborgen gewesen, aber als hätte es ein „Etwas“ gebraucht, das ich nicht genauer benennen kann, damit sie zutage treten kann. Es ist so wie ein Segen oder eine Gnade, in jedem Fall ein Geschenk, von dem ich nicht das Gefühl habe, es selbst mit meinem Willen hervorgebracht zu haben.

Man mag es so oder so interpretieren, aber ich würde sagen, so ist es, wenn Gott ins Geschehen eingreift. Es braucht Besinnung oder, in religiöser Fachsprache ausgedrückt, Gebet. Um ein Problem zu lösen ist es überaus wichtig, sich intensiv mit allen Aspekten des Problems auseinanderzusetzen.

Aber Inspiration, oder anders gesprochen der Geist Gottes, lässt sich nicht erzwingen.

Ganz im Gegenteil verlangt sie ein Loslassen. Das ist vielleicht, was man wirklich lernen muss: Im rechten Moment loszulassen, absichtslos da zu sein und darauf zu vertrauen, dass Gott einem gut ist. Ja und manchmal ist ganz unerklärlich, was dann geschieht … 

Foto: © zach/photocase.com


Gott in den MINT-Fächern

Dieser Artikel gehört zu einer Artikelserie, die sich mit der Frage nach Gott in der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik befassen.

Bereits erschienen sind: 

Gott Astronomie Weltall

Gott in allen Dingen suchen

von Hilde Domgörgen

Gott Theologie Sprache

Gott neu sagen

von Peter Hundertmark

Gott Mathematik Unendlichkeit

Gott ist ganz schön mathematisch

von Matthias Rugel SJ


Hilde Domgörgen

hatte während Ihrer Promotion in Astrophysik Beobachtungszeit am Observatorium La Silla in Chile und nutze Daten des Very Large Array in den USA. Inzwischen ist sie seit Jahren in der Industrie als Softwareentwicklern tätig und lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in der Nähe von Ludwigshafen. Es ist ihr ein inneres Bedürfnis, publik zu machen, dass christlicher Glaube und Spiritualität im  Alltag verankert sind. Aus diesem Grund absolviert sie zurzeit eine Ausbildung zur geistlichen Begleitung. Zudem musiziert sie leidenschaftlich gerne.

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