Wie ein Franziskanerpater Lust auf den Glauben macht
Pater Sandesh Manuel ist Franziskaner, gebürtiger Inder und Rapper – er will aber keinem dieser drei Klischees entsprechen. Viel wichtiger ist ihm die Freude am Leben und die Freude an Gott. In seiner Autobiographie „Der Herrgott hat gelacht“ beschreibt er seinen Weg von Indien nach Wien.
Recht spontan beschloss Sandesh Manuel mit 17 Jahren, dem Franziskanerorden beizutreten. Der heute 42-Jährige entdeckte in seiner Anfangszeit im Kloster die Gitarre für sich. Als er daraufhin indische Musik studiert, ist er unglücklich. Ihm liegt der Studiengang nicht. Erst einige Jahre später schlägt ihm ein österreichischer Pater, der in Indien zu Gast ist, vor, in Salzburg europäische Musik zu studieren. So landete der Inder Manuel in Europa und 2013 in Wien.
Es sind Fügungen wie diese, die Sandesh Manuel in seinem Buch beschreibt. Ein ganzes Kapitel widmet er prägenden Menschen wie dem Tonmeister Elias, dem Lehrer Eduard oder seinem Filmteam – Menschen, bei denen er sich bedanken will.
Klare Botschaft
Knapp 150.000 Aufrufe hat das titelgebende Video „Der Herrgott hat glocht, wie er Karnt’n hot gmocht“.
Mit diesem Video hatte Sandesh Manuel seinen Durchbruch. Das Lied entstand spontan in seinem Kärnten-Urlaub, die Freude über die Schöpfung und die Region übertrug sich schnell auf viele Menschen: Kärntner Chöre, das „Mini Mundus“ in Klagenfurt und eine Gruppe schuhplattelnder Jungen unterstützten das Projekt.
„Ich möchte den Menschen einen Gott vermitteln, der mit ihnen auch ihre Freude teilt“, das ist die klare Botschaft, die Manuel transportieren will.
Das passt auch zu seinem indischen Namen: er bedeutet „Gute Nachricht“ oder „Gute Botschaft“. Dass auch das Evangelium von Jesus Christus als „Gute Nachricht“ bezeichnet wird, fügt sich gut ins Leben von Manuel.
Geerdet und visionär
Beeindruckend finde ich, dass die Freude an Gott und der Welt bei Sandesh Manuel tiefgründiger ist, als es das Wasserskifahren und Schuhplattln in „Der Herrgott hat glocht“ vermuten lassen. Die Kirche soll ehrlicher und transparenter sein, fordert er, das Buch schließt mit einem Traum von der Erneuerung der Kirche. Gleichzeitig ist Manuel geerdet in der franziskanischen Frömmigkeit.
Der Heilige Franziskus soll sich vor seinem Vater nackt ausgezogen haben, als der ihm verwehren wollte, den Familienbesitz an die Armen zu verschenken. Er sagte: „Von jetzt an habe ich nur mehr einen Vater, den im Himmel“. „Vor Gott kann ich nackt sein“, schreibt der Franziskanerpater Manuel. Und daraus leitet er dann auch den Auftrag für die Menschen in der Kirche ab:
Lasst uns gemeinsam mit Franziskus an einer Kirche bauen, die nichts zu verbergen hat, sondern Gottes Liebe offen zeigt.
Sandesh Manuel will sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Mit seiner Freude kann er sogar ernste Themen wie Rassismus im seinem Alltag auf seinem YouTube-Kanal im Lied „Der Billa Song“ mit Selbstironie aufgreifen.
Er verbindet Freude, Liebe und Frömmigkeit auf ganz eigene, authentische Weise.
»Der Herrgott hat gelacht«
Sandesh Manuels „Der Herrgott hat gelacht. Mein Leben mit Hip-Hop und Kloster“ ist im April 2022 bei Kösel erschienen (ISBN: 978-3-466-37274-4, 176 Seiten, 18 €).
Sandesh Manuel, geboren 1980, trat mit 17 Jahren in den Franziskanerorden ein. Seit 2013 lebt der Pater in einem Franziskanerkloster in Wien und studiert dort Jazz und Pop. Um Kontakt zu seinen Freunden und Mitbrüdern in Indien zu halten, fing er an, YouTube-Videos einzusingen. Der Durchbruch gelang ihm mit seinem Lied „Der Herrgott hat gelacht“ über Kärnten.
Fotos: wunderlichundweigand