Über die Reise des Papstes in den Irak
Der Papst reist für vier Tage in den Irak. Die Risiken, die sogar vom Vatikan selbst nicht verharmlost werden, liegen auf der Hand: Der Papst gefährdet sich und gefährdet auch Andere. Er begibt sich selbst in Gefahr. Er lädt zum Gottesdienst ein. Die im Irak verbliebenen Christgläubigen begeben sich in Gefahr, wenn sie der Einladung folgen.
Es gibt mindesten zwei Gefahrenquellen: Zum einen die Fanatiker, die die Gelegenheiten zu einer spektakulären Mordtat wittern könnten. Zum anderen das Virus. Massenzusammenkünfte erhöhen das Infektionsrisiko. Zwar ist der Papst selbst ein wenig mehr geschützt, weil er bereits geimpft ist. Aber diejenigen, die sich um ihn versammeln werden, sind es weniger oder gar nicht.
Irgendwann geht es nicht mehr
Das Dilemma der letzten zwölf Monate kommt hier auf den Punkt. In Zeiten der Corona-Pandemie ist ja jeder Mensch potentiell gefährdet und potentiell gefährdend. Daraus folgt, dass im Prinzip alle Abstand von allen halten müssen. Das kann man für eine gewisse Zeit durchhalten. Irgendwann geht es eben nicht mehr. Und es gibt Notsituationen, in denen es ohnehin gar nicht geht: Begleitung von Sterbenden, Pflege von Kranken, Intervention gegen Gewalt, Zusammensein von Kindern, und so weiter. Letztlich gilt es für das ganze Leben: Es gibt kein Leben ohne Risiken.
Es ist gut, Risiken ernst zu nehmen und sich gegenseitig zu schützen. Aber weder kann ich mich, noch kann ich andere vollkommen schützen. Wir Menschen sind miteinander auf Leben und Tod verbunden.
Die Gründe des Papstes dafür, in diesen Tagen in den Irak zu fahren, müssen gravierend sein.
Ein Blick in das jüngere Schicksal von Christgläubigen im Irak reicht, um das zu erahnen. Die Reise ist darüber hinaus aber auch ein Zeichen an den Globus. Ich weiß nicht, ob der Papst auch dieses Zeichen setzen wollte. Er nimmt es jedenfalls in Kauf: Das Abstandgebot ist auch in Pandemiezeiten ist keine absolutes, sondern ein relatives Gebot. Auch Infektionsrisiken müssen gegen andere Risiken abgewogen werden können und dürfen.
Jedenfalls: Ich respektiere die riskante Entscheidung des Papstes.