Kerstin Hofmann

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Elterntaxi – muss das sein?

Wer kennt sie nicht, die vielen Autos vor den Schulen kurz vor acht und zwölf bzw. dreizehn Uhr? Nicht nur, dass man sich selbst über das hohe Verkehrsaufkommen rund um die Schulen wundert, vielleicht auch ärgert. Viele Pressemeldungen informieren uns auch regelmäßig über die Problematik, die sowohl in ländlichen Gebieten, aber auch in Großstädten sehr präsent ist.

Warum bringen Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule?

Dafür gibt es vielfältige Gründe wie zum Beispiel gefährliche Schulwege, Belästigungen auf dem Schulweg, schlechtes Wetter oder die Schule liegt auf dem Weg zur Arbeitsstelle … Kinder genießen es auch, gefahren zu werden.

Sind diese Gründe nachvollziehbar oder sind das alles „Helikoptereltern“? 

Als Mama von drei Jungs kann ich die Besorgnis der Eltern natürlich verstehen. Unser Jüngster ist aktuell noch bei uns im Ort in der Grundschule und an Tagen, an denen es wirklich in Strömen regnet oder heftig stürmt, ertappe ich mich auch immer wieder dabei, wie ich ihn ins Auto lade und ihn auf meinem Weg zur Arbeit ohne großen Umweg praktischerweise einfach vor der Schule auslade. Auch er muss eine größere Straße überqueren, bei der ich mir natürlich Sorgen mache, ob er da mit seinem Roller sicher hinüberkommt.

Warum gibt es so viel Kritik an den Elterntaxis?

Das erhöhte und teils chaotische Verkehrsaufkommen vor den Schulen zu Stoßzeiten bringt alle Kinder in gefährliche Situationen. Da wird auf dem Bürgersteig geparkt, im absoluten Halteverbot gehalten und Kindern auf Fahrrädern die Vorfahrt genommen.

Was kann dagegen getan werden?

Viele Städte und Gemeinden haben bereits Initiativen ins Leben gerufen wie beispielsweise „Lass das Elterntaxi stehen“ in Augsburg oder „Zu Fuß zur Schule“ in Rüsselsheim. Die Polizei kontrolliert stichprobenweise vor den Schulen und stellt Strafzettel aus. Als eine der ersten Kommunen in Deutschland startete die Stadt Köln im Jahr 2023 das Pilotprojekt „Schulstraße“, das bundesweit Beachtung findet.

Seit dem Start werden die Straßen im Umfeld von vier Grundschulen vor Schulbeginn und zum Schulende für den Autoverkehr gesperrt. Die Auswertung des Pilotprojekts hat gezeigt, dass Schulstraßen ein äußerst wertvolles Instrument sind, um die Verkehrssicherheit insbesondere für die Schüler*innen zu steigern und die selbständige Mobilität der Kinder zu fördern.

Ich erinnere mich, dass bei uns in der Grundschule gleich am ersten Elternabend noch vor der Einschulung darauf hingewiesen wurde, dass die Lehrer*innen darum bitten, die Kinder selbstständig und alleine den Schulweg gehen zu lassen. Je nach Entfernung zur Schule und auch ein bisschen abhängig von der Jahreszeit – im Sommer fällt es leichter, die Kleinen im Hellen auf den Schulweg zu entlassen als in der Dunkelheit des Winters, halten sich die meisten Eltern daran.

Wichtig ist es, loszulassen und den Kindern den Weg und die Selbstständigkeit zuzutrauen.

Sie wachsen an der Herausforderung und meistern damit auch den Übergang in die weiterführende Schule, wo dann meist weitere Wege und sogar der Bus als Schultransportmittel ins Spiel kommen. Eine gute Möglichkeit ist es auch, die Kinder in kleinen Gruppen (wenn örtlich möglich) gehen zu lassen, um dadurch eine gewisse Sicherheit zu ermöglichen und Wege zu wählen, die nicht zu dunkel und einsam sind.

Besonders im Winter und in den Übergangszeiten ist auch eine gute Beleuchtung (oder Reflektoren) sowohl der Kinder als auch der Fahrzeuge (Roller, Fahrrad …) wichtig.  Und nicht zu vergessen die positiven Aspekte: Die Kinder haben gleich am frühen Morgen Bewegung und frische Luft und kommen wach in der Schule an. Das Gleiche nochmal am Mittag und von den empfohlenen 60 bis 120 Minuten Bewegung im Freien pro Tag ist bereits ein Großteil geleistet.


Kerstin Hofmann

ist Diplom-Pädagogin und Erzieherin. Nach ihrem Studium der Erziehungswissenschaften (Medien- und Betriebspädagogik) an der Universität Koblenz-Landau kam sie 2005 mit der Offensive Bildung der BASF SE (Projekt Qualität von Anfang an) ins Heinrich Pesch Haus und ist seit 2009 in der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus verwurzelt. Ihre Schwerpunkte liegen u.a. im Bereich Frühkindliche Bildung, Qualifizierung von Sprachförderkräften, Erzählwerkstatt. Als Mutter von drei Jungs im Alter von 8 (Zwillinge) und 4 Jahren lebt sie das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gemeinsam mit den Kindern die Welt entdecken ist ihr größtes Hobby, aber auch Aktivitäten in der Natur sind ihr wichtig.

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