Zum Synodalen Weg: Eine Rezension zu Wolfgang Metz’ »Notwendige Unruhe«
Vor wenigen Tagen lehnte der Synodale Weg ein Papier zur Sexualmoral ab. Die meisten Bischöfe waren dagegen. Andere Texte zu Themen wie Homosexualität und zu Frauen in kirchlichen Ämtern fanden jedoch eine Mehrheit. Zu den heiß diskutierten Themen Kirche, Sexualität und Freiheit hat Wolfgang Metz aus einer Sicht als Seelsorger das Buch „Notwendige Unruhe“ geschrieben. Dag Heinrichowski hat es sich genauer angesehen.
Oft like ich Bilder bei Facebook oder Instagram eher im Vorbeigehen. Ich klicke ich „gefällt mir“, wenn ich das grundsätzliche Thema erfasst habe, ohne wirklich die Worte, die das Bild beschreiben, zu lesen. Oder wenn mich ein Bild oder ein Kommentar spontan anspricht.
Anders ist es bei den Beiträgen von Wolfgang Metz. Auch hier gefallen mir die Bilder, die er vor allem am Sonntagnachmittag postet, einfach so. Aber ich nehme mir meistens die Zeit, die Text nochmal in Ruhe zu lesen und zu verkosten; oft auch erst am Montagvormittag. Metz kann mit Worten umgehen.
Ermutigung zum Suchen und Finden
Die Texte, die in seinem neuen Buch „Notwendige Unruhe“ zu finden sind, ähneln diesen substantiellen, persönlichen und anregenden Beiträgen aus den Sozialen Netzwerken. Sie bieten keine systematische Sicht auf moraltheologische Fragen und beschreiben auch nicht, wie es in der Kirche eigentlich sein sollte, aber mit ihnen ermutigt Metz zu Entdeckungen, zum Suchen und Finden und teilt sein eigenes Suchen und Finden mit. Metz scheibt:
„Ich bin es leid, dass Kirche und Glaube für viele Menschen mehr Regel und Gefängnis bedeuten als Freiheit und Frohbotschaft, denn Letzteres durfte und darf ich selbst erfahren und möchte genau das auch weitergeben.“
Inspiriert von seinem Alltag als Seelsorger, seinem Leben als Priester und Freund, aber vor allem auch durch Texte der Heiligen Schrift skizziert er in kleinen Miniaturen, wie Glaube, Freiheit und Sexualität einen Dreiklang bilden können, der zwar nicht immer harmonisch klingt, aber Lust macht zu horchen und eine eigene Sprachfähigkeit zu finden. Genau das möchte der Autor: „Es geht um Sprachfähigkeit, Mitteilungsfähigkeit und, damit eng verknüpft, um Beziehungsfähigkeit. (…) Wie großartig wäre es, wenn wir aus unserem Glauben heraus Menschen helfen würden, sprachfähig zu werden. Eben nicht die Klappe zu halten.“
Jenseits des Schwarz-Weiß-Schemas
„Eine Frau sieht mich mit Priesterkragen. So, wie sie mich anspricht, weiß sie ganz genau, was meine kirchenpolitischen Spielweise sind und wie ich ticke.“ Metz kleidet Überlegungen und vor allem Erfahrungen in Worte, die ein Schwarz-Weiß-Schema von Richtig und Falsch überwinden und Nuancen in den Blick nehmen. Er schreibt nicht politisch oder gar gereizt – wie manche Debatten rund um das Thema „Kirche und Sexualität“ wirken können.
Metz schreibt offen und persönlich, ohne dass es unangenehm wird und lässt einen teilhaben an seinem leidenschaftlichen und liebevollen Ringen mit der Kirche, der er sich verbunden fühlt.
Gerade darin liegt die Stärke der Texte und ihre not-wendende Kraft. „Es kann schon alles bleiben, wie es ist. Aber dann bleibt Wandlung nur eine Nebensache und der Aufbruch, die Weite und die Christusnachfolge genauso.“
Fotos: © wunderlichundweigand
»Notwendige Unruhe«
Wolfgang Metz’ „Notwendige Unruhe: Über Kirche, Sexualität und Freiheit“ ist 2022 im echter Verlag erschienen (ISBN 978-3-429-05744-2, 160 Seiten, 14,90 €).
Metz ist halb Pfarrer in Sindelfingen und halb Hochschulseelsorger in Tübingen. Dazu ist er Exerzitienbegleiter und Autor bei „Sinn und Gesellschaft“.