Sozial Ökologisch Energiewende

Nachhaltigkeit  

Noch ist es nicht zu spät

Wie eine sozial-ökologische Transformation gelingen kann

Mit einem neuen Themenschwerpunkt geht die Akademie-Online des Ludwigshafener Heinrich Pesch Hauses der Frage nach, wie alle Menschen (auch in der Zukunft) ein menschenwürdiges Leben führen können, ohne die ökologischen Belastungsgrenzen des Planeten (weiter) zu missachten. Dazu bedarf es einer sozial-ökologischen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Wie überlebensnotwendig diese ist, aber vor allem, wie sie gelingen kann – darum wird es in vielfältigen Online-Bildungs- und Gesprächsformaten gehen.

Wir sind die letzte Generation, die eine vernünftige Chance hat, kritische Teile unseres Erdsystems stabil zu halten.

Johann Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)

Diese Aussage des PIK-Direktors enthält eine doppelte Botschaft:

Einerseits läuft die Zeit ab, in der wir (als „letzte Generation“) die ökologische Katastrophe noch abwenden können. Die Rede von der drohenden „Katastrophe“ ist kein übertriebener Alarmismus, sondern schlicht realistisch. Zu sehr haben wir bereits die ökologischen Belastungsgrenzen überschritten, wie sie Rockström im Konzept der „planetary boundaries“ beschrieben hat.

Die Lage ist ernst – todernst.

Andererseits ist die Lage nicht hoffnungslos und für bequemen Fatalismus gibt es keinen Grund: Wir können noch etwas tun. Noch haben wir eine „vernünftige Chance“. Wir wissen, jedenfalls grundsätzlich, was sich strukturell, institutionell, gesellschaftlich und in unseren persönlichen Lebensstilen verändern muss. Wir wissen im Prinzip, was notwendig ist, um die Belastungsgrenzen unseres Planeten wieder einzuhalten und um allen Menschen weltweit und auch in Zukunft ein menschenwürdiges Leben innerhalb dieser planetaren Grenzen zu ermöglichen.

Sozial Ökologisch Energiewende

Sozial-Ökologische Transformation ist dringend notwendig

Kurz gesagt: Eine umfassende sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist dringend notwendig – aber auch möglich. Vorausgesetzt, wir erzeugen aus der Fülle an Wissen handlungsleitende Konzepte, die nicht nur ehrgeizige Ziele, sondern auch gangbare Wege beschreiben. Nur so kommen wir von der Einsicht ins transformierende Handeln.

Auch der neue Themenschwerpunkt „Sozial-Ökologische Transformation“ der Akademie-Online im Heinrich Pesch Haus orientiert sich an dieser „doppelten Botschaft“: In Angeboten der Akademie-Online und in Beiträgen und Debatten hier in „Sinn & Gesellschaft“ wollen wir immer wieder die Dringlichkeit der ökologischen Herausforderung in Erinnerung rufen. Zugleich wollen wir einen ebenso kontroversen wie konstruktiven Diskurs ermöglichen und beleben, damit sich tatsächlich etwas verändert und damit die Transformation in Gang kommt und vorankommt.

Punktuelle Veränderungen sind nicht genug

Von „Transformation“ sprechen wir, weil punktuelle Änderungen hier und da längst nicht mehr ausreichen. Wir brauchen eine umfassende Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft – eben eine Transformation. Diese soll „sozial-ökologisch“ sein: Die ökologischen Ziele der Transformation haben angesichts der drohenden Katastrophe zwar Priorität – daher sollen die Angebote in unserem Themenschwerpunkt immer einen Bezug zur Ökologie haben. Allerdings sind ökologische Fragen und soziale Fragen eng miteinander verwoben.

Vor allem darf und muss Umweltgerechtigkeit nicht gegen soziale Gerechtigkeit ausgespielt werden.

Eine so verstandene sozial-ökologische Transformation wollen wir unterstützen, indem wir fundiertes Wissen und praxistaugliche Orientierung vermitteln und indem wir Räume für Gedanken- und Erfahrungsaustausch schaffen. Unterschiedliche Kompetenzen, Erfahrungen und auch unterschiedliche Interessen (die gibt es!) wollen wir ins Gespräch bringen.

Energiewende

Konkrete Themen der Akademie-Online

Da die Transformation sehr viele Bereiche betrifft, wir uns aber nicht verzetteln wollen, werden wir uns auf ausgewählte Bereiche fokussieren. So planen wir zum Beispiel Angebote zu den Themen: „Lebensmittel und das gute Leben: Landwirtschaft und Ernährung“, „Immer mehr? Ethik des Konsums und des freudvollen `Genug´“ oder auch: „Sorge um das ‚gemeinsame Haus‘: Bauen, Wohnen, Zusammen-Leben“.

Letzteres ist uns wichtig, weil neben dem Heinrich Pesch Haus gerade die Heinrich-Pesch-Siedlung entsteht. Sie wird für rund 1500 Menschen Wohnraum bieten und will soziale Gesichtspunkte, Ökologie und Ökonomie verbinden. Dazu trägt nicht nur die Mischung aus Miet- und Eigentumswohnungen für alle gesellschaftlichen Schichten und Generationen bei, sondern auch das soziale Konzept. An diesem Projekt lassen sich viele Fragen der sozial-ökologischen Transformation sehr konkret und anschaulich thematisieren . Und die Siedlung selbst ist eine große Chance, über sozial-ökologische Transformation nicht nur zu reden, sondern sie real und innovativ zu gestalten – mit all den Sachzwängen und Zielkonflikten, die stets dazugehören.

In allen Angeboten zum Themenschwerpunkt „Sozial-ökologische Transformation“ geht es uns in einer lösungsorientierten Perspektive um die Frage, wie diese gelingen kann und wie wir den auch von Papst Franziskus in Laudato Si´ beklagten Graben zwischen der Einsicht und dem tatsächlichen Handeln überwinden können.

Auf welchen Ebenen sollte Transformation mit welchen Strategien ansetzen?

Klar ist zum Beispiel, dass der bloße moralische Appell an das individuelle Handeln nicht ausreicht – so sehr wir auch alle durch unseren persönlichen Lebensstil mit verantwortlich sind. Es braucht auch eine strukturelle Veränderung von Rahmenordnungen, damit Anreize für umweltverträgliches Handeln geschaffen werden und neue Wege beschritten werden können. Ebenso ist es notwendig, an gesellschaftlich-kulturellen Leitbildern zu arbeiten, die oft unsere Verhaltensroutinen prägen.

Zur Frage, wie Transformation gelingen kann, gehört aber auch die Frage, wie diese gerecht gestaltet werden kann – mit Blick auf den Prozess der Transformation (Partizipation!), aber auch mit Blick auf die faire Verteilung von Belastungen und Kosten.

Wie können wir sicherstellen, dass der ökologische Umbau nicht „sozial blind“ erfolgt, sondern die Anliegen ohnehin benachteiligter Menschen im Blick behält?

Wenn wir über Fragen dieser Art ins Gespräch kommen und gemeinsam nach Lösungen suchen, kann die Transformation gelingen. Wir brauchen dazu einen – so Papst Franziskus – „neuen Dialog über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten“. Diesen Dialog wollen wir mit dem neuen Themenschwerpunkt ermöglichen.

Terminhinweis

Zur Frage, wie eine sozial-ökologische Transformation gelingen kann, hat die Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ der Deutschen Bischofskonferenz eine Studie erarbeitet. Sie erläutert zentrale Ansatzpunkte und „Stellschrauben“ für eine gelingende Transformation und geht dabei auch auf die besondere Verantwortung der Kirche ein.

In einer öffentlichen Online-Tagung von Bischofskonferenz und Justitia & Pax am 16. Juni werden die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Infos und Anmeldemöglichkeit (bis 29. Mai!) finden Sie auf der „Digitalen Dialogplattform zur sozial-ökologischen Transformation“ unseres Kooperationspartners Zentrum für Globale Fragen, www.digi-log.org. Herzliche Einladung!

Auf derselben Plattform können Sie ab dem 16. Juni nicht nur die Studie online lesen, sondern sich dazu in einen Diskurs einbringen!

Fotos: © RyanJLane/iStock.com, acilo/iStock.com, TommL/iStock.com

Heinrich Pesch Haus

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