Kloster Winter

Sinn  

Sehnsuchtsort Kloster

Ein Blick hinter Klostermauern in der Advents- und Weihnachtszeit

Für viele Menschen ist es ein Sehnsuchtsort: das Kloster. Mit dem Leben im Kloster werden Ruhe und Entschleunigung verbunden. Also genau das, was wir uns alle für die Advents- und Weihnachtszeit wünschen. Das Buch „Klosterweihnacht“ verbindet beides und verspricht „Rezepte für Leib und Seele“.

In Klöstern wird nicht nur gebetet und gearbeitet, sondern durchaus auch gut gegessen. Das zeigen die Rezepte aus verschiedenen Klöstern: Vanillekipferl und Hutzelbrot, Christstollen-Tiramisu und natürlich Nonnen-Küsschen locken zum Nachbacken.

Aber auch ein ungewöhnliches Rezept findet sich in dem Buch, ein Rezept für Weihnachtskutja. Das ist ein traditionelles Gericht aus Polen, das aus Nudeln, Mohn, Rosinen und Walnüssen zubereitet wird. Es stammt von den polnischen Franziskaner-Minoriten in Blieskastel, die über polnische Weihnachtsbräuche erzählen. So ist es bei unserem östlichen Nachbarn Tradition, dass es an Heiligabend zwölf Gerichte gibt – sinnbildlich für die zwölf Apostel. Wie schon ihr Ordensgründer Franz von Assisi, der vor rund 800 Jahren erstmals mit einer lebendigen Krippe das Weihnachtsevangelium bildhaft vermittelte, veranstalten auch die Franziskaner-Minoriten jedes Jahr ein Krippenspiel.

Advent – eine ernste Zeit

Es sind diese Einblicke in das Klosterleben und die unterschiedlichen Gestaltungen der Advents- und Weihnachtszeit, die mir an dem Buch besonders gefallen haben. „Im Kloster erfährt man den Advent in erster Linie liturgisch“, schreibt zum Beispiel Frater Eugenius Lersch vom stift Heiligenkreuz.

„Und liturgisch ist der Advent – das mag manche überraschen – eine nüchterne, fast schon strenge, nachdenkliche Zeit. Besinnlich zwar, aber ernst“.

Trotzdem ist es für Eugenius Lersch die liebste Zeit im Jahr. Denn die Liturgie spricht für sich. „Sie vermittelt eine ganz eigene Stimmung, sie atmet Erwartung, Sehnsucht nach dem Erlöser.“

Weihnachtsbäume und Krippen gehören in allen Klöstern zum Weihnachtsfest. Und für die Schwestern des Benediktinerinnenklosters St. Johann in Müstair gibt es sogar eine Bescherung – allerdings erst am Abend des 26. Dezembers. „Lange müssen wir jeweils darauf warten, aber das ist so eingerichtet, damit wir durch nichts von dem liturgischen Weihnachtsgeschehen abgelenkt werden“, erklärt Schwester M. Benedicta Wucherpfennig. „Bei dieser Bescherung geht es immer hoch her, da werden alle Schwestern wie die Kinder!“

Kerzen für den Frieden

Ganz aktuell ist das letzte Kapitel. Bruder Magnus Bosshard vom Kloster Disentis berichtet, wie er in diesem Jahr in allen Fenstern an der Frontfasade des Klosters Kerzen anzünden ließ. Hundert Kerzen brannten für den Frieden in der Ukraine.

Mein Fazit: Das Buch „Klosterweihnacht“ ist eine passende Lektüre für einen verregneten Adventsnachmittag und vermittelt tatsächlich ein wenig Ruhe und Besinnlichkeit. Mit seinen Gedichten, Weihnachtsliedern und stimmungsvollen Fotos lässt es die Vorfreude auf Weihnachten wachsen.

Klosterweihnacht Rezension Konrad

Das Buch »Klosterweihnacht. Rezepte für Leib und Seele« ist im Herder-Verlag erschienen.


Anette Konrad

Ohne Block und Stift geht sie nie aus dem Haus. Denn die Journalistin könnte ja unterwegs auf ein spannendes Thema stoßen. Die promovierte Historikerin und Slavistin schreibt gerne über geschichtliche Themen, porträtiert faszinierende Menschen, verfasst aber auch Unternehmensporträts und Reisereportagen. Dabei verbindet sie Berufliches mit ihrer großen Leidenschaft: dem Reisen. Seit sie einige Monate in Moskau studiert hat, zieht es sie immer wieder nach Osteuropa. Im Heinrich Pesch Haus verantwortet sie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

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