Warum heute nicht der Tag für Blumen oder Rabattcodes ist
Ich bin immer noch wütend. Heute ist internationaler Weltfrauentag und ich möchte mich nach einigen Erfahrungen heute dazu äußern, was der Weltfrauentag für mich nicht ist:
Nach den ersten Nachrichten heute Morgen fällt mir auf, wie viel Werbung ich anlässlich des Weltfrauentages erhalte: Beautyprodukte, Haushaltsgeräte, Kleidung … um nur ein paar zu nennen. Um das ganze noch zu toppen, explodiert mein Postfach mit Rabattcodes zu eben diesen Produkten mit dem Hinweis: Wenn du die ganze Zeit überlegt hast, dir ein schönes Teil anzuschaffen, dann ist heute anlässlich des Weltfrauentages die Gelegenheit dazu. „Tu dir doch einfach mal was Gutes und fühle dich danach selbstsicher und stolz eine Frau zu sein“.
Dann mache ich auf dem Weg zur Arbeit das Radio an und ein Moderator begrüßt mit den Worten, dass sich heute mal nur Frauen Lieder wünschen dürfen, die sie gerne hören möchten. Außerdem darf man anrufen und den Frauen im Umfeld mitteilen, welche besonderen Werte sie so haben: Von einfühlsam, emotional, sanft und tough waren so ziemlich alle Charaktereigenschaften vertreten.
Ernsthaft… Ich möchte damit natürlich nicht absprechen, dass Frauen aber auch Männer diese Charaktereigenschaften ausmachen. In mir kam nur ein großes Unwohlsein auf, denn damit wird sich abermals Stereotypen bedient, die die Rolle der Frau angeblich beschreiben soll. Der Höhepunkt war dann eine Frau, die freudestrahlend davon berichtet hat, dass sie heute eine Blume von ihrem Chef bekommen hat. Als Anerkennung – am Weltfrauentag!
Kampf für Geschlechtergerechtigkeit
Ich möchte hier daran erinnern, dass der Weltfrauentag unter anderem dazu errichtet wurde, Frauen fundamentale Rechte zu ermöglichen. Hier wird seit über 110 Jahren dafür gekämpft, dass Frauen Gleichheit erfahren.
Der internationale Frauentag ist kein Tag, an dem Frauen mitgeteilt werden soll, welche positiven Charaktereigenschaften sie haben. Es ist nicht der Zeitpunkt, Wertschätzung für Frauen zu äußern, denn all dies sollte selbstverständlich sein.
Für mich ist es vielmehr ein Tag, der zum Reflektieren und Handeln genutzt werden muss.
Wie viele Männer würden auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, damit die Kollegin auf der gleichen Position dasselbe verdient? Wer steht auf und wehrt sich, wenn frauenfeindliche und sexistische Parolen in allen Bereichen des täglichen Lebens ertönen? Wann wird bewusst, dass wir eigentlich nicht von Frauenrechten sondern von Menschenrechten sprechen? Das lässt sich nicht mit einem Liedwunsch oder einem Rabattcode lösen.