Sinn  

»Bilder müssen sterben dürfen«

Zu Besuch bei Künstlerpater Meinrad Dufner OSB

„Bilder müssen sterben“, sagt Pater Meinrad Dufner, während er energisch mit den Füßen auf den Boden stampft. „Es geht nicht um das schöne Bild, es geht um den inneren Weg. Es ist ein Prozess vom Suchen und Finden“, fährt er bedächtig fort.

Der Benediktinerpater trägt Arbeitshose, Wanderschuhe und einen Fleece-Pullover; von einem Habit ist weit und breit nichts zu sehen – zu unpraktisch: „Ich muss die Farbe ja nur ansehen, schon ist sie auf meiner Hose“, lacht er. Pragmatisch ist Pater Meinrad auch sonst unterwegs: „Was nicht passt, wird passend gemacht“, scheint sein Motto. Etliche Kunstwerke hängen an den Wänden des Ateliers, so brauchen sie keinen Extraplatz zur Lagerung. Zeichnungen, Skizzen, Werkstoffe – alles stapelt sich auf den Tischen, Hockern und Ablagen. Die Wände sind bunt, selbst auf dem Boden finden sich Zeichnungen. Jeden Tag sieht es anders aus in seinem Atelier.

Alles, außer Schweißen

Mit welchen Techniken der Künstler alles arbeite? „Alles, außer Schweißen, das kann ich noch nicht“, lacht er gut gelaunt. Die Werke zeigen es: neben dem Flügel steht eine Skulptur aus Stein, rechts neben dem Eingang verschiedenste Büsten aus Gips, Plastik, Holz. Collagen liegen auf einem Tisch verstreut, an der Wand im hinteren Zimmer hängt ein großes, abstraktes Gemälde. Die Farbe Schwarz dominiert. Er hatte es zuerst farbenfroh gemalt und anschließend wieder übermalt. Ein Filmprojekt dokumentierte es. Dem studierten Theologen ist das nicht heilig.

Blick in das Atelier von Pater Meinrad Dufner. Überall stehen und liegen Kunstwerke und Gemälde.
Blick in das Atelier von Pater Meinrad Dufner

Durch einen Zufall begann Dufner 1974 Kunst am Gymnasium der Abtei zu unterrichten; ohne jegliches Vorwissen. Das Buch, das man ihm gab, interessierte ihn wenig, die Bilder dafür umso mehr. Heute steht es in seinem raumhohen Bücherregal. Er arbeitete gemeinsam mit den Schülern, nicht gegen sie. „Wir haben in Ihrem Unterricht gar nicht gemerkt, dass wir eigentlich gar keine Lust hatten“, ist für ihn eines der schönsten Komplimente, die er als Lehrer erhalten hat. „Selber probieren und verstehen lernen“ war sein Motto – und ist es noch heute. Lehrer am Gymnasium ist er nicht mehr, sein Wissen gibt er dennoch weiter: Kreativkurse in der Begleitung Geistlicher, Bücher, Führungen durch Ausstellungen, Werkstatttage in denen Kunst mit Spirituellem verbunden wird; er immer mittendrin.

Pater Meinrad Dufner im Gespräch mit Katharina Gebauer
Kunstwerke von Pater Meinrad Dufner

Zeit spielt keine Rolle

Neue Projekte und Ideen begeistern ihn; mit großen, aufmerksamen Augen beobachtet er dann sein Gegenüber. Die Gedanken fließen aus dem Mönch nur so hinaus. Im Hintergrund ticken Wanduhren, ihre Geräusche beruhigen ihn, erklärt er. Auf die Zeit schaut er dagegen kaum, die Glocken der Abtei rufen ihn schon, ergänzt Dufner schelmisch.

Die Gegenwart mache ihn glücklich, antwortet er nach einer langen Stille. Die Pausen sind typisch, kein Wort ist unbedacht gesprochen und doch nimmt der Mönch kein Blatt vor den Mund. Er ärgert sich, dass manche Mitbrüder seine Handschrift bemängeln, die auf den Schildern neben einer kleinen Ausstellung von Messkelchen im Kreuzgang in der Fastenzeit zu finden sind. „Sie sollten lieber die Schönheit der Kelche begreifen, ihre Sprache verstehen“, beklagt er.

Sachbücher liest Meinrad nicht. Lebensgeschichten faszinieren ihn: Gespräche führen, beobachten – suchen und finden. Auf dem Weg seiner Lebendigkeit möchte er weiterfinden, schließt Meinrad. Eine andere habe er ja nicht. Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen.

Fotografie und Text: Katharina Gebauer

Zeichnung von Meinrad Dufner vor bunter Wand
Blick ins Atelier von Meinrad Dufner
Überall hängen, stehen und liegen Kunstwerke, Materialien und Sammelsurium.

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