Über ein Bild von Jürgen Meyer
Mischung aus Angst, Schrecken, Grauen, Verdammnis, Verfluchung, Untergang, Tod und Finsternis. Es gibt die Eishölle, die Hölle im schwarzen Herzen Afrikas, es gibt die Hölle der Schmerzen, des Hungers, die Hölle des Krieges im Gemetzel der Schlachten, der Belagerungen und Bombennächte. Es gab die Hölle von Dachau, Auschwitz, Treblinka … und der Gulags, es gibt noch andere – heute noch.
Es gibt die Hölle der Großstadtnächte, und die der verschwiegenen Weiler. Es gibt die Hölle der anderen und die Hölle der Einsamkeit. Es gibt die Hölle der in der Geschichte vergessenen – Milliarden. Es gibt die Hölle der apokalyptischen Schrecken und Plagen der Endzeit, der Untergänge der Welt. Und es gibt die Hölle des Anfangs, das lichtlose Chaos, die steigende Flut. Dann aber auch die Helligkeit des luziferischen Sturzes vom Himmel in die Hölle der Finsternis. Ein atomarer Blitz tausende Sonnen hell. Finis terrae.
Es gibt die Hölle in uns, im Herzen des Menschen, aus dem das Böse hervorbricht. Dies höllische Herz aber ist bei klarstem Verstand, mathematisches Kalkül, zur Gier mutierte Perversion unseres innersten Verlangens. Es speit aus sich die geordneten Spiralen in Dantes Inferno, und plant mit kühlem Kalkül die Logistik des Todes, die Schachbrettmuster der Lager. Taten ohne Affekt. Verwaltete Kälte des Herzens. Endlösung.
Es gibt den Ort der Verlorenen. Dieser Ort ist mitten unter uns. Ohne Gott, ohne Glauben, hoffnungslos. Es ist die Hölle der aus der Liebe gefallenen. Verfallen an stolze Selbstperfektion, im neidischen Blick erstickt, vom Haben dem Sein entrissen, in der Traurigkeit des Herzens gefangen, in Lüge verstrickt, optimieren wir unsere Technik der Lust und frönen der Kochkunst der Völlerei. Wer nicht mitmacht, geht verloren. Tant pis. Es ist die Hölle unseres Alltags, dem Augenblick ziellos verfallen. Sie ist die Verweigerung jeglicher Vollendung.
Rainer Jehl