Wie eine Schauspielerin im Lockdown Gott nicht entlässt
Auf einer Skala von null bis zehn – wie es mir geht? Ich würde sagen gut – 6,0. Ja, ehrlich. Seit März 2020 gab es unterschiedliche Phasen, die ich durchlief, doch die Skala hielt sich meist auf diesem Level.
Ich bin freischaffende Schauspielerin und habe seit dem ersten Lockdown und mit Beginn der zweiten Welle oft nur unregelmäßig Aufträge erhalten. Doch ich hatte das große Glück, dass zumindest meine Arbeit als Dozentin weiterlief und mich über Wasser gehalten hat. Viele Aufgaben konnte ich vom Küchentisch aus erledigen. So auch Onlinekurse geben, ein neuer Bereich für mich. Zu Anfang mit furchtbar viel Widerwillen wie ein Hund, den man am Halsband schleift. Doch im Nachhinein ist diese neue Aufgabenstellung ein gutes Geschenk und ich finde es sogar spannend, mich damit zu beschäftigen.
Im Krisenmodus
Ich habe versucht die Corona-Krise zu nutzen. Viel Sport zu treiben, zwei Sprachen aufzufrischen, Englisch und Spanisch, eine neue anzufangen: Niederländisch. Außerdem lerne ich gerade Gebärdensprache, wie ich finde eine sehr körperliche aber auch poetische Sprache.
Doch klar – das Einkommen fehlt. Das Jahr 2020 war und Anfang 2021 ist weiter eine Wackelpartie: Finden Vorstellungen und Aufträge statt oder werden sie doch (kurzfristig) abgesagt? Das betrifft viele im Kulturbereich.
Doch jetzt kommt der Clou: Ich weiß immer, dass Gott mich versorgt. Klingt komisch, ist aber so.
Die durch Corona geprägte Zeit hat mir gezeigt, dass ich doch resilienter bin, als ich gedacht habe. Ja, als Selbstständige schon gut geübt bin im Krisenmanagement über die Jahre.
„Gott weiß, wo man hinsoll“
Da kommt Gott wieder ins Spiel, sodass ich einfach nur beten kann: „Du weißt, wo du mich haben willst, wo ich mit dem, was du in mich gelegt hast, etwas bewirken kann. Du kennst die Menschen, die für mich gut sind, und für die ich gut bin. Stell sie mir genau in den Weg, dass ich sie sehe.“
Ich bin davon überzeugt, dass Gott weiß, wo man hinsoll. Also kann man alles Mögliche beten. Aber man bekommt das, was auf dem persönlichen Weg liegt. Manchmal sieht man rückblickend erst, was nicht sein sollte.
Für mich hoffe ich einfach weiter, dass er mich versorgt. Ich bin so frech, darauf zu hoffen, dass Gott mich überrascht mit schönen Aufträgen.
Da bin ich wie der biblische Jakob: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ (Gen 32,27).
Die Neuankündigung eines verschärften Lockdowns Anfang des Jahres brachte meine innere Skala einmal kurz ins Schwanken. Doch ihnen stellte ich Schriftworte vor mir hersagend entgegen: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (Jes 41,10) Das wirkte! So halte ich mich neu an Gen 32,27.