Transformation  

Die richtigen Schritte gehen

„Lass uns in Deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun.“ Viele Menschen kennen das gleichnamige Kirchenlied, und es bringt auf den Punkt, worauf es in diesen Zeiten von Krisen, Kriegen, Klimawandel ankommt: Mutig zu sein, das Zaudern und Zögern zu überwinden, Entscheidungen zu treffen, die längerfristig unabdingbar sind. Ein Blick auf die misereor-Fastenaktion und Diskussionsveranstaltungen im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen.

Bei einer „Kontroverse am Aschermittwoch“, die im Vorfeld der Eröffnung der Misereor-Fastenaktion im Heinrich-Pesch-Haus Mitte Februar 2024 in Ludwigshafen stattfand, wurde ansatzweise durchgespielt, wie wir in zwei Jahrzehnten im Jahr 2045 auf die gegenwärtige Zeit zurückblicken werden. Haben wir entschlossen die Weichen gestellt hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft? Oder sind wir im Klein-Klein kurzsichtiger Auseinandersetzungen und verzagten Beharrens hängengeblieben und auf dem Weg zu einem nachhaltigen Alltag gescheitert?

Zukunftsbilder 2045

Notwendig scheint es in diesem Zusammenhang, zu zeigen, dass die nun erforderlichen Schritte machbar und realistisch sind. Der Unternehmensberater Boris Lebedev zeigte auf der Veranstaltung Beispiele aus dem Buch „Zukunftsbilder 2045“. In ihm wird überaus anschaulich demonstriert, wie es gehen könnte. Die Autorinnen und Autoren legen darin Abbildungen von einzelnen Vierteln in überwiegend bekannten deutschen Städten vor, und zwar so, wie sie heute aussehen. Und dann werden diesen Fotos beeindruckende Animationen gegenübergestellt, wie dieselben Orte sich in 20 Jahren verändert haben könnten. Da sind überall Pflanzen und Bäume aus dem Boden gewachsen, die Dächer sind begrünt und bieten Gärten, auf denen Lebensmittel angebaut werden können. Die Stadt ist mit dem vielem zusätzlichen Grün gewappnet, um Wasser zu speichern und die Umgebung zu kühlen – genau das, was angesichts der Erderhitzung notwendig wäre.

Es gibt neue Stätten der Begegnung, Kommunikation und des Austauschs, viel mehr Ruhe und Muße auf Plätzen, auf denen Autos durch umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel ersetzt wurden. Regenerative Lösungen und „Realutopien“ wie die Kreislaufwirtschaft und vertikale Gärten, Permakultur und Schwammstädte, Superblocks oder Gemeinwohlbanken laden ein, entdeckt zu werden. Es sind inspirierende Visionen, die übrigens gar nicht so visionär sind, weil viele Details schon an einzelnen Punkten in Deutschland und Europa existieren oder eingeleitet wurden. Nur muss all das nun mit mehr Verve angepackt werden.

Weitsichtige Wasserversorgung

Auf einer Exkursion drei Tage später zu Landwirtschaftsflächen in der Südpfalz wird an einer Stelle deutlich, dass entscheidende Dinge auch mal gegen Widerstände umgesetzt werden müssen, will man zukunftsfeste Strukturen erhalten. Gezeigt wird ein ausgeklügeltes System der Wasserversorgung der hiesigen Gemüsefelder mit einem hunderte Kilometer langen Rohrsystem. Es transportiert Wasser aus einem Arm des Altrheins in die Region und speichert es dort, sodass selbst in Dürrezeiten immer genügend Feuchtigkeit für die Agrarpflanzen zur Verfügung steht. Weitsichtig wurde es schon Mitte der 1960er Jahre aufgebaut – trotz großer Bedenken vieler Bäuerinnen und Bauern, die weiter ihre individuellen Grundwasserbrunnen nutzen wollten.

Die kolumbianische Misereor-Partnerin Aida Burbano von der katholischen Landpastoral in der Diözese Pasto tauscht sich mit einem Landwirt in Dannstadt-Schauernheim aus. © Misereor

Heute sehen alle, wie wichtig die damalige Investition war – in Zeiten, in denen an vielen Stellen auch Deutschlands Grundwasser immer knapper wird. In der Gruppe diskutiert auch Aida Burbano mit, Mitarbeiterin der Landpastoral der Diözese Pasto in Kolumbien. Sie ist als Repräsentantin einer Misereor-Partnerorganisation in Deutschland, um aus erster Hand die Herausforderungen zu beschreiben, mit denen die Landwirtschaft in ihrer Heimat konfrontiert ist und über das Motto der Misereor-Fastenaktion „Interessiert mich die Bohne“ zu sprechen. Es zeigt sich: Viele Probleme von Bäuerinnen und Bauern sind in Zeiten der Erderhitzung ganz ähnlich – in Kolumbien und Deutschland.

Misereor Fastenaktion
Die Misereor-Fastenaktion lebt von Begegnung und Austausch. So auch in Wörth am Rhein, wo Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel während der Hungertuchwallfahrt mit drei Jungs ins Gespräch kommt. © Misereor

Drei Jungs und ein Hoffnungszeichen

Gut 50 Kilometer weiter treffen wir Pilger*innen, die das Misereor-Hungertuch zum Ort der Eröffnung der Fastenaktion 2024 in Ludwigshafen tragen. „Gemeinsam auf dem Weg der Hoffnung gehen“, steht auf ihrem Transparent. Ja, genau, darum geht es jetzt. Zuversichtlich und hoffnungsfroh bleiben, auch wenn es an manchen Tagen schwerfällt. Die Wallfahrer*innen sind wichtige Botschafter*innen der Anliegen Misereors und kommen auf ihrer Strecke mit etlichen Menschen spontan ins Gespräch, etwa drei Jungs im Alter von etwa zwölf Jahren, die einfach neugierig sind, warum da so eine auffällige Gruppe mit dem Hungertuch durch ihren Ort zieht. Sie zeigen ehrliches Interesse an den Misereor-Themen und lassen sich mit der Pilger-Truppe fotografieren. Auch das ist ein echtes Hoffnungszeichen.

Schön ist es auch zu sehen, wie sich eine weitere Gruppe von Hungertuchwallfahrer*innen aus der Diözese Paderborn mit Misereor, Kolumbien und den Anforderungen von Zukunftsfähigkeit auseinandersetzen. Auf ihrem Weg in die südpfälzische Rheinebene halten sie immer wieder inne, gehen bewusst eine Zeitlang schweigend und nachdenkend nebeneinander, um an anderen Orten gemeinsam zu reflektieren und ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel bei einem Kreuzweg, der dazu einlädt, der Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Transformation nachzugehen, darüber zu sprechen, wie wir miteinander und mit unserer Mitwelt umgehen, wie wir die Beziehung zu Gottes Schöpfung und untereinander gestalten. In der Gruppe ist eine ebenso ernsthafte wie gelöste Stimmung zu spüren. Und ein Geist, der zeigt, dass wir es schaffen können, die Zukunft nachhaltig und verantwortungsbewusst zu gestalten.

Interessiert mich die Bohne

Unter diesem Motto steht die Fastenaktion 2024 von Misereor. Mit der Fastenaktion möchte Misereor die Sehnsucht nach einer gerechten Welt ohne Hunger (SDG 2) und das Anliegen, unserer Ernährung wieder mehr Wertschätzung entgegenzubringen, teilen. Der Projektpartner Landpastoral der Diözese Pasto setzt sich mit alternativen Anbaumethoden und durch Stärkung der Gemeinschaft in Kolumbien dafür ein. 


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