Sinn  

Auf den Punkt gebracht: Wie lässt sich Zuversicht stärken?

Melanie Wolfers über eine Grundkraft im Leben

Lässt sich Zuversicht einfach so ins Leben holen? Melanie Wolfers zeigt, wie uns der Fokus auf negative Dinge uns immer wieder aus der Bahn wirft. Sie öffnet die Augen, wie wir neue Zuversicht für das Leben finden können.

Eines Tages kam ein Professor in die Klasse und schlug einen Überraschungstest vor. Er verteilte sogleich das Aufgabenblatt, das wie üblich mit dem Text nach unten zeigte. Dann forderte er seine Studierenden auf, die Seite umzudrehen und zu beginnen. Zur Überraschung aller gab es keine Fragen – nur einen schwarzen, unregelmäßigen Punkt ungefähr in der Mitte der Seite.

Nun lächelte der Professor und sagte: „Ich wollte Ihnen eine Aufgabe zum Nachdenken geben. Niemand hat etwas über den weißen Teil des Papiers geschrieben. Jeder konzentrierte sich auf den schwarzen Punkt – und das gleiche geschieht in unserem Leben. Wir haben ein weißes Papier erhalten, um es zu nutzen und zu genießen, aber wir konzentrieren uns immer auf die dunklen Flecken.

Die eigene Zuversicht zu stärken, beginnt mit der Frage: Wie nehme ich die Welt wahr? Wie blicke ich auf die Realität?

Zahlreiche Studien zeigen, wie unzuverlässig unsere Wahrnehmung arbeitet. Dazu gehört auch die einseitige Konzentration auf das Negative. Vermutlich kenne Sie das auch: Wie von selbst beschäftigt sich unser Gehirn vor allem mit den „dunklen Punkten“: mit dem, was fehlt oder belastet – ein Konflikt, eine nervige Kollegin, gesundheitliche Beschwerden … – oder mit dem, was in der Welt schiefläuft. Das Positive hingegen gerät, ähnlich wie das weiße Blatt, schnell aus dem Blick. Wir nehmen es als selbstverständlich hin.

Angefangen von der Meisterleistung unseres Körpers, der ständig Signale sendet und auf diese Weise sein Gleichgewicht reguliert, über die lichten Seiten des Alltäglichen bis hin zu erfreulichen persönlichen oder gesellschaftlichen Entwicklungen.

Der Negativfokus hat viele, durchaus auch sinnvolle Gründe! Das Problem liegt in der Einseitigkeit. Es braucht Beides: den Blick auf das Negative und Schwierige UND die Aufmerksamkeit für das Positive und Mutmachende. Letzteres gibt uns erst die Kraft und Zuversicht, wieder aufzustehen, wenn das Leben uns in die Knie gezwungen hat.

Morgenritual

Praxistipp: Am Morgen die passende Brille aufsetzen

Um die Gewohnheit zu durchbrechen, sich vor allem auf das Problematische zu konzentrieren, kommt dem Tagesbeginn eine besondere Bedeutung zu. Jeder Morgen bietet die Chance, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenken und sich für einen bestimmten Fokus entscheiden. In einem Bild ausgedrückt: Sie können am Morgen unterschiedliche Brillen aufsetzen.

Je nachdem, welche Brillentönung Sie wählen – eine dunkle, eine helle, eine rosarote … –, wird Ihr Tag in ein anderes Licht getaucht. Wird er eine unterschiedliche Färbung erhalten. Einen ähnlich großen Unterschied macht es, ob Sie sich zu Beginn eines neuen Tages bewusst für einen offenen, bejahenden Fokus entscheiden, oder ob Sie eine eher misstrauisch-abwehrende Brille aufsetzen. Ihre Welt wird jeweils eine andere sein! Ihr Tag wird jeweils ein anderer sein!

Mir persönlich hilft ein lyrischer Text, den ich mir jeden Morgen in Erinnerung rufe, indem ich ihn leise vor mich hinspreche. In diesem Gedicht von Andreas Knapp namens „Laudes“ heißt es:

wenn nach Schreckstunden des Dunkels  
der Morgen die Augen aufschlägt
geh ihm singend entgegen

erwache ins Lob  
und das Lob weckt dir die Welt
dass sie dir singe
(Andreas Knapp)

Buchempfehlung

Wolfers Zuversicht

Zuversicht ist eine innere Kraft, die vieles zum Positiven verändern kann. Mit ihrer Hilfe können wir in schwierigen oder scheinbar aussichtslosen Situationen neue Perspektiven entdecken. Doch wie gelingt es, angesichts eines persönlichen Schicksalsschlags oder gesellschaftlicher Herausforderungen die Zuversicht zu bewahren?
Dieser Beitrag ist entnommen aus dem Buch »Zuversicht. Die Kraft, die an das Morgen glaubt«. Hier erfahren Sie mehr über das Buch von Melanie Wolfers:

Fotos: © Andreas Jakwerth, © iStock.com


ID ); $image = wp_get_attachment_image_src( get_post_thumbnail_id( $featured_post->ID ), 'quadratisch_cropped' ); $title = get_the_title( $featured_post->ID ); $content = get_the_content( null, false, $featured_post ); $content = apply_filters('the_content', $content); ?>

Weiterlesen

3
28.03.2024 Versöhnung
Tobias Zimmermann

»Ihr werdet mich nicht los!«

Es ist wirklich eine „verbeulte“ Kirche, wie Papst Franziskus sagt, mit der wir unterwegs sind. Aber diese Kirche sind nicht „die anderen“. Ich bin Teil davon, obwohl ich mich nicht erst seit gestern oft nicht daheim fühle oder dem Wunsch aktiv widerstehen muss, mich zu distanzieren. Aber sie wird mich nicht los, und ich sie nicht! – Ein ganz persönlicher Kar- und Ostertext von Tobias Zimmermann SJ

weiter
19.03.2024 Versöhnung
Nürnberg St. Clara

Was sagt das Magnifikat über Maria?

Die Evangelien berichten über Maria auf unterschiedliche Weise, und das Magnifikat, der Lobgesang Marias, ist eines der biblischen Bilder, das Maria prägnant kennzeichnet. ­Allerdings hat Maria wohl kaum das Magnifikat gedichtet. Der Jesuit Klaus Vechtel wirft einen näheren Blick auf eines der bekanntesten Gebete der Menschheit.

weiter
12.03.2024 Zusammenleben

»Es geht um jeden Menschen«

Jedes Jahr verlassen in Deutschland laut einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm rund 50.000 junge Menschen die Schule ohne Berufsreifeabschluss. Keinen Abschluss zu haben bedeutet gleichzeitig eine ungewisse und oft schwierige berufliche und persönliche Zukunft. Hier will das Ludwigshafener Heinrich Pesch Haus gemeinsam mit der Stiftung Jugend.Hafen mit dem Projekt „LU can learn“ helfen.

weiter