Waldbaden Stoll

Sinn  

Abtauchen ins Grüne

Viel mehr als nur der gute alte Spaziergang: Waldbaden

Auch wenn es sich nach Schwimmen anhört, hat Waldbaden nichts mit einem Sprung ins Wasser zu tun. Der Wald dient als Beruhigungsmittel. Was es mit dem Wellness-Trend aus Japan auf sich hat, fragen wir Waldbademeisterin Sabine Scholl.

Frau Scholl, Waldbaden ist seit einiger Zeit zum Trend geworden – wie ist es entstanden?

Im Jahre 1982 prägte das japanische Ministerium für Forst und Landwirtschaft den Begriff „Shinrin Yoku“, auf Deutsch Waldbaden. Gemeint ist damit das achtsame, absichtslose Schlendern und Verweilen im Wald, bei dem sich alle Sinne weit öffnen. 2007 wurde die Japanische Gesellschaft für Wald-Medizin von Dr. Qing Li gegründet. Die japanischen Experte wiesen die positive Wirkung von Shinrin Yoku sogar wissenschaftlich nach und Waldbaden wird dort sogar als Prävention betrieben.

Was ist der Unterschied zum Wandern oder Spazierengehen im Wald?

Beim Spazierengehen und Wandern machen wir Strecke, meistens haben wir dabei ein Ziel. Beim Waldbaden gehen wir ganz langsam, wir schlendern. Dabei beobachten wir, verweilen , setzen uns, um die vielfältigen Sinneseindrücke wahrzunehmen. Wir atmen bewusst, verbinden uns mit der Natur.

Dann führt der Begriff Waldbaden ja in die Irre …

Ja, beim Waldbaden geht es um das Eintauchen in den Wald und in die Natur, um ein zielloses, aber achtsames Bewegen im Wad. Es ist ein Erleben mit allen Sinnen.

Waldbaden Interview Natur

Warum ist Waldbaden so beliebt?

Waldbaden ist eine intensive Begegnung mit der Natur, die uns entschleunigt. Wir kommen dabei zur  Ruhe  und können für kurze Zeit den Alltag vergessen.

Für wen eignet es sich?

Waldbaden kann man in jedem Alter und auch mit körperlichen Einschränkungen machen. Man braucht keine Vorkenntnisse oder Vorbereitungen. Es eignet sich für Menschen, die viel Stress haben (beruflich oder privat) und bei gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck, Diabetes oder depressiven Verstimmungen. In Japan wird Shinrin Yoku schon lange als Therapie in der Medizin angewendet.

Was genau macht man eigentlich beim Waldbaden?

Es gibt verschiedene Übungen, bei denen alle unsere Sinne angeregt werden. Dazu gehören zum Beispiel das bewusste Wahrnehmen von Geräuschen und Gerüchen. Die Waldbadenden beobachten Tiere oder sehen sich bewusst die verschiedenen Farben des Waldes an. Weitere Übungen sind das blinde Ertasten von Pflanzen, Steinen, Bäumen, eben alles, was sich im Wald befindet. Ich mache mit meinen Gästen auch Entspannungs- und Atemübungen sowie leichte Übungen aus dem Qigong.

Kann man es auch selber machen oder braucht es eine Anleitung?

Wenn man das Waldbaden noch nicht kennt, sollte man schon an einem angeleiteten Waldbad teilnehmen. Danach kann man es auch ohne Anleitung machen. Jede*r findet da schnell heraus, welche Übungen ihr oder ihm besonders gut tun.

Interview: Anette Konrad

Fotos: Headerbild © Sylvia Becerra Gonzalez/istock.com, © Halfpoint/shutterstock.com


Sabine Scholl

möchte mit ihrer Ausbildung zur Kursleiterin für Waldbaden versuchen, so viele Menschen wie möglich anzuhalten und zu überzeugen, mehr zur Ruhe zu kommen, mit und in der Natur zu leben und achtsam mit sich selbst und mit unserem Wald zu sein.

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