Es kann so schön werden!
Wie sehen unsere Städte in der Zukunft aus? Und wie wollen wir in 30, 50 oder 100 Jahren leben? Das Bunte Amt für Zukunft in Nürnberg, kurz BAZN, entwickelt Visionen für eine zukunftsfähige Stadt. Diese mit Künstlicher Intelligenz gestalteten Bilder zeigt das Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH) noch bis zum 28. Februar 2028. Ein Interview von Susanne Kaiser vom CPH mit Ulrich Schmitt, einem der kreativen Köpfe hinter dem BAZN.
Was ist das BAZN?
Das Bunte Amt für Zukunft in Nürnberg ist ein Kunstprojekt, das zunächst nur in den sozialen Medien stattgefunden hat. Es stellt die zentrale Frage, wie wir unsere Zukunft gestalten. Im Mittelpunkt der Arbeit des BAZN steht die Idee, dass es auch schön sein könnte. Die Idee, den aktuellen Status Quo zur Debatte zu stellen. Und das Wissen, dass der Mensch sich anpassen muss in einer sich rapide verändernden Welt, um seine Lebensqualität zu erhalten. Hinter der Namensgebung „Buntes Amt“ steckt aber auch durchaus der Wunsch nach einem echten Bundesamt für Zukunft.
Was wären die Aufgaben dieses Bunten Amts?
Das Bunte Amt für Zukunft in Nürnberg wäre ein wegweisendes Institut für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft. Sein Sitz wäre in einem zukunftsweisenden Gebäude, dem „Buckminster-Fuller-Haus“, liebevoll als „Bucky Dome“ bekannt. Die Struktur würde eine große geodätische Kuppel umfassen, die als Ort für Experimente und Versuche dient, um innovative Ideen und Technologien für eine nachhaltige Zukunft zu erforschen.
Die Namensgebung des Hauses wäre eine Hommage an den berühmten Architekten, Ingenieur und Visionär Buckminster Fuller, dessen Zitat über dem Eingang prangen würde. Dieses Zitat, das lautet „Man schafft niemals Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft. Um etwas zu verändern, baut man Modelle, die das Alte überflüssig machen“, würde als Leitmotiv dienen und die Besucher dazu inspirieren, aktiv an der Veränderung teilzunehmen.
Das Bunte Amt für Zukunft wäre mehr als ein Ort der Forschung. Es wäre ein Zentrum für Bürgerbeteiligung und Partizipation. Jeder Bürger hätte die Möglichkeit, seine Ideen für eine nachhaltige und pluralistische Gesellschaft einzubringen. Das Institut würde dazu beitragen, eine gemeinsame Vision zu schaffen, die in den demokratischen Prozess einfließen muss. Durch diesen partizipativen Ansatz würden Bürger aktiv an der Entwicklung von zukunftsweisenden Konzepten und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen teilnehmen können.
Insgesamt würde das Bunte Amt für Zukunft als ein Ort des kreativen Austauschs und der kollektiven Gestaltung fungieren, um gemeinsam eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu erschaffen.
Was ist Ihr persönlicher Antrieb? Warum kreieren Sie diese Zukunftsvisionen?
Das erklärte Ziel des BAZN ist es, Bilder zu liefern, die Lust auf eine nachhaltige Zukunft in Nürnberg machen. Nachhaltig heißt hier in erster Linie, dass wir auch noch in 30, 50 oder 500 Jahren gerne in Nürnberg leben, weil die Stadt es geschafft hat, sich an den Klimawandel anzupassen und in jeder Hinsicht Lebensqualität zu erhalten. Diese Visionen sind natürlich auch auf andere Städte übertragbar.
Wichtig ist: Die Fiktion begrünter, lebenswerter Städte soll den Gewinn eines Wandels anstelle eines Verlusts in den Mittelpunkt stellen.
Wenn man Menschen mit positiven Vorstellungen inspiriert, motiviert und so zum Handeln bringt, ist es vielleicht zielführender, als immer wieder Schreckensszenarien aufzuzeichnen. Ideen und (machbare) Visionen geben Kraft für Veränderung. Vom Träumen, zum Wollen, zum Machen.
Sie bezeichnen Ihre Visionen für die zukunftsfähige Stadt als Protopie – warum?
Ich möchte den Begriff “Utopie” für meine Bilder vermeiden. Eine Utopie wirkt auf mich wie etwas Fertiges, Abgeschlossenes und Starres. Ein solcher Zustand stellt auch nicht dauerhaft das Paradies dar. Der Begriff “Protopia” erscheint mir viel passender, da er einen Zustand beschreibt, in dem Menschen kontinuierlich an der Entwicklung ihrer Lebenswelt arbeiten und sie vorantreiben. Der Fokus liegt hier auf dem ständigen Wandel. Die Möglichkeit, unsere Umwelt positiv zu beeinflussen, verleiht vielen Menschen meiner Meinung nach Sinn. Protopia steht für eine Zukunft, in der unsere Stadt oder Welt nicht nur verwaltet, sondern aktiv von den Menschen gestaltet wird, damit der öffentliche Raum nicht dem Größenwahn mancher Politiker:innen und Privatunternehmer:innen überlassen bleibt.
Ihre Visionen entstehen mithilfe von KI-Tools. Wie viel geben Sie dabei vor? Werden Sie selbst überrascht von den Ergebnissen? Basieren die Bilder auf realen Stadtansichten?
Die KI kann durch die Zuführung bereits existierender Bilder und Texte trainiert werden. Abhängig von der Kombination von Schlüsselwörtern, Bildern und Anweisungen für die Darstellung können sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden. Manche Visualisierungen gelingen sofort, während in anderen Fällen ganz andere, jedoch ebenfalls beeindruckende Ergebnisse entstehen. Es kann auch vorkommen, dass über einen längeren Zeitraum mit verschiedenen Tricks versucht wird, das gewünschte Ergebnis zu erzielen, manchmal mit Erfolg, manchmal klappt es auch nie.
Was kann man tun, dass solche Visionen Wirklichkeit werden?
Unsere Visionen sind rein technisch alle schon heute umsetzbar. Selbst eher ungewöhnliche Dinge wie eine Achterbahn als öffentliches Verkehrsmittel: Wenn wir wollten, könnten wir das heute schon machen. Die wahre Herausforderung wird sein, wirklich alle Nürnberger:innen, egal ob Radfahrende oder Autofahrende, mitzunehmen.
Die Veränderung beginnt im Kopf, möglicherweise auch im Herzen oder an dem Ort, wo unsere Gefühle entstehen. Wie im Dunkeln, im Unbekannten Monster lauern, so empfinden viele die unbekannte Zukunft als mit schlimmen Dingen wie dem Verlust von Wohlstand und unbekannten negativen Veränderungen gefüllt. Dennoch dürfen wir der Zukunft nicht ausweichend begegnen. Es ist notwendig, ein klares Ziel zu haben, wohin wir streben.
Wir benötigen positive Bilder, die sich gut anfühlen, eine Zukunft, die wir aktiv gestalten möchten.
Erst, wenn wir eine klare Vorstellung haben, können wir darüber sprechen. Durch den Austausch von Gedanken können wir gemeinsam handeln, und die Geschichte hat gezeigt, dass der Mensch gemeinsam zu scheinbar Unmöglichem fähig ist.
Es ist alles nur Fiktion, doch die Fiktion ist undicht. Tropfen für Tropfen sickert schon jetzt in die Realität.
Wer ist der Mensch hinter dem BAZN? Gibt es noch mehr Details zu Ihrer Person?
Hinter dem BAZN verbergen sich vielschichtige Energien, und während einzelne Persönlichkeiten gewöhnlich im Hintergrund agieren, flüstert die Gerüchteküche vage von einem gewissen Kunstlehrer namens Ulrich Schmitt, 39, der möglicherweise im Projekt involviert ist und geschickt die Fäden zieht. Doch in den verschlungenen Wegen des BAZN bleibt die wahre Identität im Nebel der Mystik verborgen.
Buntes Amt für Zukunft
Bilder: © Buntes Amt für Zukunft in Nürnberg (BAZN)
Ausstellung im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg
Noch bis zum 28. Februar 2024 läuft im Caritas-Pirckheimer-Haus Nürnberg (CPH) eine viel beachtete Ausstellung: „Visionen für die zukunftsfähige Stadt“ Bilder von „Buntes Amt für Zukunft in Nürnberg“ (BAZN) mit fantastisch-grünen Stadtansichten und einigen Vorher-Nachher-Stadtvisionen der Initiative „Nürnberg autofrei“. Die grünen Stadtvisionen sind erstmals analog zu sehen.
„Allein zur Vernissage waren ca. 120 Personen anwesend, unter anderem der Nürnberger Baureferent. Auch die große Medienresonanz zeigt, dass diese visionäre Ausstellung einen Nerv getroffen hat“, sagt Susanne Kaiser vom CPH.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Montag bis Freitag, 8 – 20 Uhr // Samstag und Sonntag auf Anfrage