Menschen sterben. Ich auch.
Im Angesicht der Pandemie rückt diese zentrale Erkenntnis des Lebens mit brutaler Gewalt in unsere geordnete Welt. Was tun wir nicht alles, um der eigenen Sterblichkeit auszuweichen. Nun war es nie so, dass der Tod vollständig aus dem Leben verdrängt worden wäre. Immer schon starben Menschen und es gab Orte wie Krankenhäuser und Hospize, in denen der Tod ein respektierter Dauergast war. In der Gesellschaft war er das nicht. Er ist es noch nicht. Trotz Pandemie.
Und so stehen wir als Gesellschaft hilflos inmitten der scheinbaren Beherrschbarkeit des Lebens und ringen um Hoffnung, dass da doch mehr sei als das Nichts. Mit der Pandemie kam die Bedrohlichkeit und das Leben wurde fragil.
Auch das Sterben und der Umgang mit dem Tod brauchen Übung. Wir haben versäumt, uns im Memento Mori zu üben. So ist der Tod ein leiser Feind im Dunklen, statt eines Begleiters, der uns lehrt, das Leben angesichts seiner stummen Gegenwart zu lieben.
Gemeinschaft – trotz Abstandsregeln
Am Sonntag, 18. April 2021, fand die Gedenkfeier für die Opfer der Pandemie statt. Wer auch immer im Hintergrund dafür sorgte, dass diese Bilder entstanden: Ihm oder ihr sei ein großes Danke gesagt. Alles war stimmig: Die alten Rituale von Licht und Dunkelheit, die persönlichen Bilder und Gedanken der Hinterbliebenen, die den Einzelschicksalen Raum und den ungesagten Gedanken Worte gaben. Die musikalische Begleitung und das Gefühl, trotz Abstandsregeln Gemeinschaft zu sein. Leidensgemeinschaft. Trauergemeinschaft. Ein geöffneter Raum für uns – und den Tod.
Menschen sind gestorben. 80.000 Leben, die nicht mehr sind. Wenn wir nicht länger hilflos sein wollen, müssen wir uns als Gesellschaft der Begegnung mit dem Tod aussetzen. Nichts wird verhindern, dass jede und jeder von uns ihm persönlich begegnet. Es macht aber sicher einen Unterschied, wie gut wir darauf vorbereitet sind und mit welcher Klarheit wir hoffen dürfen. Ein erster Schritt wurde mit der Gedenkfeier gegangen. Mögen viele weitere folgen.