Über die spirituelle Kraft der Krankensalbung
Ein Sakrament, das Menschen Ruhe und Gelassenheit schenkt – und Gottes Gegenwart und Mitgefühl greifbar machen – der Jesuit Fabian Loudwin schreibt über die spirituelle Kraft der Krankensalbung und gibt Einblicke in seine Erfahrung als Klinikseelsorger.
Ignatius von Loyola sendete theologische Berater zum Konzil nach Trient. Für ihn war klar, dass die Mitbrüder nur dann gute Berater sein konnten, wenn sie durch seelsorgerliche Arbeit geerdet waren. Daher trug er ihnen auf, „die Spitäler zu besuchen und die Armen zu trösten“. In seinen Ausführungen finden sich ganz praktische Hinweise: Die Kranken sollen täglich zu der Zeit besucht werden, die für deren Gesundheit die zuträglichste ist.
Viele Gespräche mit Kranken, Angehörigen und Mitarbeitenden gehören zu meinen Aufgaben im Krankenhaus. Ich bin überzeugt, dass Gott immer dabei ist, ganz gleich ob mir dies bewusst ist oder nicht. Augenblicke, in denen diese Präsenz für mich in ganz besonderer Weise sichtbar wird, sind Krankensalbungen.
In der Stille lege ich die Hände auf und bete; wenn Angehörige oder Freunde da sind, ermutige ich sie, dies auch zu tun. Für mich hat diese Stille eine besondere Qualität. Es geschieht etwas – mir fehlen aber die Worte, diesen heiligenden Moment zu beschreiben. Ehrfurcht ist in mir.
Heilende Gegenwart
Bei der Salbung bete ich um Gottes heilende Gegenwart: „Der Herr, der dich von den Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“ In meinen eigenen Worten lautet die hier formulierte Zusage: „Du kannst dir gewiss sein – egal wie verfahren oder ausweglos deine aktuelle Situation ist – Gott ist dabei und will das Beste für dich.“ In der Krankensalbung werden Gottes Zugewandtheit zu uns Menschen und sein Mitgefühl deutlich.
Oft erlebe ich, wie dieses Sakrament Kranken und Angehörigen Ruhe und Gelassenheit schenkt. Es wird eine Realität greifbar, die über gute Pflege und Medizin, über Therapie und Besuche hinausgeht.
Der irdische Tod hat nicht das letzte Wort
Selbst dort, wo die Krankensalbung am Lebensende gespendet wird, bleiben die Texte bei „gesund werden an Seele und Leib“. Manchmal sind diese Worte für mich eine schiere Herausforderung, wenn ich zum Beispiel bei einer kranken Person bin, die der Krebs zerfrisst, oder wenn der Tod schon deutlich wahrnehmbar im Zimmer steht. Und doch drücken diese Worte so viel heilsame Hoffnung aus: Der irdische Tod hat nicht das letzte Wort. Dann werden die Verstorbenen bei Gott im Himmel sein, dann gibt es keine Krankheit mehr, dann werden alle gesund sein.
In allen menschlichen Situationen gilt Gottes liebendes Angebot, es wird für mich in jeder Krankensalbung greifbar. Der Auferstandene trägt mir auf, seine Heilszusage in den Realitäten von Krankheit und Tod zu bezeugen. Das erdet seine Heilszusage ebenso wie meinen Glauben an sie.
Titelfoto © Cecilie_Arcurs/iStock.com
Das Jesuiten-Magazin
Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 3/2024 vom Jesuiten-Magazin. Das Heft widmet sich dem Thema »heilsam« und versammelt Beiträge aus dem Kontext der Jesuiten, aus den Humanwissenschaften und der Gesellschaft.
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