Klimawandel Libanon

Nachhaltigkeit  

Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen

Ein Blick auf den Klimawandel und Lösungsansätze im Libanon

Der Klimawandel betrifft die ganze Welt. Oft nehmen wir nur die Auswirkungen in Deutschland oder Europa wahr. Die TV-Jounalistin Juliana Sfeir gibt im Interview Antwort auf die Fragen, wie sich der Klimawandel auf ihr Heimatland Libanon auswirkt und was Menschen wie Regierung dagegen unternehmen.

In diesem Jahr hatten wir in Europa zunächst große Hitze, später einige heftige Regenfälle. Wie war der Sommer in Ihrer Region im Libanon?

Der Sommer 2023 im Libanon war heißer als gewöhnlich, mit Temperaturen von über 42° C in einigen Teilen des Landes. Die Durchschnittstemperatur in Beirut lag bei 31° C, ein paar Grad über dem historischen Durchschnitt. Auch die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch. Es herrschten heiße Winde, hohe Luftfeuchtigkeit, Regen und Nebel. Die Intensität dieser Hitzewelle wurde durch ungewöhnlich starke Windböen und plötzliche Regengüsse Mitte August deutlich.

Welche Auswirkungen hatte die Hitze auf die Menschen und das Land?

Das heiße Wetter wirkte sich negativ auf die Gesundheit der Menschen aus, sodass die Krankenhäuser eine Zunahme der Fälle von Hitzeschlag und Dehydrierung meldeten. Die Hitze machte es den Menschen auch schwer, zu arbeiten und ihren täglichen Aktivitäten nachzugehen. Sie hat durch die vermehrte Nutzung von Klimaanlagen außerdem die Nachfrage nach Strom erhöht, sodass wir vermehrt auf Stromgeneratoren zurückgreifen müssen, was wiederum der Umwelt schadet. Und schließlich verursachte die Hitze einige Schäden an der Ernte und am Viehbestand.

Spüren Sie, spüren die Menschen in Ihrem Land den Klimawandel bereits? Falls ja – wie?

Das Land spürt bereits die Auswirkungen der sich verändernden Umwelt. Häufigere und intensivere Dürren und der heiße Sommer 2023 sind nur einige Beispiele dafür. Die Libanes*innen werden sich zunehmend der Auswirkungen der Vernachlässigung und des Missbrauchs unserer Umwelt bewusst. Sie erleben immer häufiger und intensiver Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen. Diese Ereignisse haben negative Auswirkungen auf ihr Leben, ihren Lebensunterhalt und die Wirtschaft ihres Landes.

Im Libanon gibt es eine wachsende Bewegung von Umweltaktivist*innen. Diese Aktivist*innen fordern die Regierung auf, Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen zu ergreifen und sich an die Auswirkungen der zunehmenden Veränderungen in unserem Wetter und unserer Umwelt anzupassen. Sie arbeiten auch daran, das Umweltbewusstsein der libanesischen Bevölkerung zu schärfen.

Was tun verschiedene Institutionen – die Gesellschaft, die Regierung, Nichtregierungs-Organisationen oder Kirchen – gegen den Klimawandel? Welche Art von Vorkehrungen oder Maßnahmen planen oder verstärken sie?

  • Die Regierung hat ihren überarbeiteten national festgelegten Beitrag (NDC) zum Pariser Abkommen vorgelegt. Das NDC setzt das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 20 % zu reduzieren.
  • Die Regierung arbeitet auch an der Entwicklung eines nationalen Anpassungsplans (NAP). Der NAP wird die am stärksten gefährdeten Gebiete des Landes ermitteln und Strategien zur Anpassung an diese Auswirkungen entwickeln.
  • Die Regierung investiert auch in erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
  • Im Libanon gibt es viele Nichtregierungs-Organisationen, die an grünen Lösungen für eine bessere Umwelt arbeiten. Sie arbeiten zum Beispiel daran, das Bewusstsein zu schärfen, nachhaltige Praktiken zu fördern und die Regierung zum Handeln zu bewegen.

Einige der Nichtregierungs-Organisationen im Libanon sind:

  • The Lebanese Center for Energy Conservation (LCEC)
  • The Green Project
  • The Lebanese Association for Sustainable Development (LASD)
  • The Eco-Movement

Auch die Kirchen im Libanon unternehmen Schritte, um sich mit unserer Rolle bei all dem auseinanderzusetzen, indem sie sich etwa die Frage unserer Verantwortung für den Planeten stellen. Sie arbeiten daran, ihre Gemeinden zu sensibilisieren und nachhaltige Praktiken durch Gemeinschaftsaktivitäten wie Recycling zu fördern.

Die Libanes*innen setzen sich aktiv für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ein und leisten einiges: Aufforstung, Wassereinsparung, Energieeffizienz, die Einführung von grüner Energie auf dem Markt und seit kurzem auch nachhaltige Landwirtschaft. Leider müssen wir mehr für die Abfallwirtschaft tun.

Sie werden im Oktober 2023 als unser Gast im Rahmen des Missio-Projekts hier sein. Welche Wünsche haben Sie für diese Zeit?

Ich wünsche mir nur, Sie alle besser kennenzulernen und genügend Zeit zu haben, um Ihnen unsere Dankbarkeit für Ihre Unterstützung auszudrücken und mit Ihnen am Weltmissionssonntag gemeinsam für alle Missionare und die Missionen zu beten. Außerdem werde ich gerne auch einige spannende Projekte aus meiner Heimat vorstellen, die sich mit Klimaschutz und sozialem Zusammenhalt beschäftigen.

Interview: Christoph Fuhrbach und Alexander Mack
Foto: © DasMaddin/iStock.com

Veranstaltungstipp

Der Sonntag der Weltmission 2023 steht dieses Jahr unter dem biblischen Leitwort „Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5,13). Doch diese Erde befindet sich aktuell in einem kritischen Zustand: Hitze und Dürre, Erdbeben und Überschwemmungen sowie die dramatische Abnahme der Artenvielfalt sind nur einige aktuelle Beispiele. Die Medien-Expertin Juliana Sfeir wird am Freitag, 20. Oktober 2023, berichten, wie die Klimakrise in ihrer Heimat im Libanon bereits jetzt zu spüren ist und was die Menschen dagegen unternehmen. Hier gibt sie vorab einige erste Einblicke – herzliche Einladung ins Heinrich Pesch Haus, um diese gemeinsam zu vertiefen und zu diskutieren!


Juliana Sfeir

ist Programmleiterin des ökumenischen SAT-7-Bildungskanals in Beirut. Als Chefin der SAT-7-Bildungsmarke „Academy“ setzt die Kommunikationswissenschaftlerin und Filmemacherin besonders auf Bildung und Empowerment, gerade in Zeiten, in denen immer mehr staatliche Schulen im Libanon schließen. Interkulturelle Themen und Versöhnung liegen Juliana Sfeir besonders am Herzen.

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