Sinn  

Ignatianische Pädagogik als Spielart des christlichen Humanismus

»Familientreffen« der Schulen des Netzwerks Ignatianischer Pädagogik am ZIP in Ludwigshafen

Die letzten Jahre wurde intensiv an einer anschlussfähigen Übersetzung des eigenen, christlichen Bildungsansatzes hinein in eine säkulare und diverse Gesellschaft und an der Digitalisierung der Schulen im Netzwerk gearbeitet. 2023 steht eine vertiefte Reflexion der eigenen Tradition, also der Ignatianischen Pädagogik als eigener Spielart des christlichen Humanismus, auf der Agenda.

Ergebnisse des Forschungsprojekts „Ignatian Personality Formation“ liegen vor

Ausgangspunkt ist eine Studie in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Ignatianische Pädagogik. „Ende 2020 haben wir das Forschungsprojekt `Ignatian Personality Formation´ bei der Universität Bern, Institut für Erziehungswissenschaften, Prof. Dr. Elmar Anhalt und Prof. Dr. Thomas Rucker, in Auftrag gegeben: Ziel war eine Standortbestimmung der Ignatianischen Pädagogik aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive“, erläutert Ulrike Gentner, Leiterin ZIP, „die Ergebnisse liegen nun vor“.

Welche Entwicklungen lassen sich aus Sicht der Erziehungswissenschaft an diesem Bildungskonzept wahrnehmen und wie ist der Beitrag dieser Form des christlichen Humanismus im Blick auf die Herausforderungen an ein zeitgemäßes Konzept von Erziehung, bzw. Bildung aus Sicht der Erziehungswissenschaft zu bewerten? Und natürlich gehört dazu auch die Frage, wo gegenüber dem Konzert moderner Konzepte (selbst-)bewusst auch andere Akzente gesetzt werden, die geeignet sind, den modernen Diskurs, wie Bildung, wie Schule gelingen kann, zu bereichern.

Spielart der Pädagogik der Person

„Spannend an der Studie ist, dass Prof. Rucker die Ignatianische Pädagogik im Feld der Erziehungswissenschaften als eine besondere Spielart der Pädagogik der Person einordnet. In unseren Fortbildungen ist die Frage nach dem Beitrag der Bildung zur Menschwerdung oft zentral – nun haben wir hier eine erziehungswissenschaftliche Einordnung, um auch auf diesem Feld sprachfähig zu sein“, sagt Verena Urban vom ZIP. Sie ist gespannt auf die Resonanzen der Studie im Netzwerk, aber auch im fachwissenschaftlichen Diskurs.

Die Tage Ignatianischer Pädagogik dienen aber nicht nur der theoretischen Reflexion pädagogischer Konzepte. In Workshops wird für die Praktiker aus Schule, Internat und Ganztag Gelegenheit sein, das eigene Verständnis Ignatianischer Pädagogik zu vertiefen und die eigene Erziehungsarbeit in Unterricht und Schulalltag neu zu justieren. Hier werden dieses Jahr folgende Akzente gesetzt:

  • „Global Citizenship – Erziehung zur Verantwortung für Schöpfung und (Welt-) Gesellschaft“.
  • „Unterrichtsentwicklung ignatianisch – Mit Freude und Zuversicht lehren und lernen“.
  • „Worte wie Pfeile! – Für eine Pädagogik auf der Basis wertschätzender Autorität“.
ZIP Global Citizenship

Globale Dimension mitdenken

„In den Schulen des Jesuitenordens sollen Jugendliche lernen, gerecht, solidarisch und verantwortungsvoll zu handeln. Wenn wir dieses Ziel ernst nehmen, müssen wir die globale Dimension immer mitdenken“, sagt Kai Stenull vom ZIP, der den Workshop „Global Citizenship“ leitet. „Das Leitbild `Global Citizenship´ ist ein Konzept, welches wunderbar zur Ignatianischen Pädagogik passt“, betont Kai Stenull. „Mit der Politischen Jugendbildung am HPH möchten wir bei Jugendlichen diejenigen Tugenden stärken, die es für die Welt im 21. Jahrhundert braucht.“

Alexander Mack vom ZIP-Team ergänzt: „Besonders deutlich wird das am Beispiel Klima.“ Dabei, so betont er, komme der politischen Jugendbildung die große Aufgabe zu, junge Menschen über diese Veränderungen zu informieren, deren Auswirkungen zu reflektieren und Optionen aufzuzeigen, sie aktiv mitzugestalten. „Die Angebote politischer Jugendbildung stärken die Resilienz und Unsicherheitstoleranz junger Menschen. Wir bieten den Jugendlichen Experimentierräume für das eigene Handeln, auf individueller und struktureller, lokaler und globaler Ebene“, macht er auf das breitgefächerte Angebot des ZIP aufmerksam.

Das Zentrum für Ignatianische Pädagogik

ZIP

Wie gelingt eine gute Schulbildung? Was brauchen junge Menschen, um selbstbewusst ins Leben zu starten? Was stärkt Lehrkräfte und wie kommen Schulen zu einem eigenen Profil?

Das Zentrum für Ignatianische Pädagogik gibt hier Antworten. Es ist im Heinrich Pesch Haus ansässig und berät und vernetzt Schulen und Bildungseinrichtungen im gesamten deutschsprachigen Raum.

Vertrauen schützen

„Das Thema ‚Vertrauen schützen‘ ist in der Ignatianischen Pädagogik ein bedeutendes Thema. Ignatius von Loyola war mit seiner Pädagogik der Zeit weit voraus und forderte, dass Schüler nicht durch Jesuiten Gewalt erfahren dürfen“, betont Cathrin Rieger vom ZIP, die den Workshop „Worte wie Pfeile“ leitet. In diesem geht es um Grenzverletzungen und wie eine beschämungsfreie und beziehungsorientierte Pädagogik aussehen kann.

Neben den Workshops wird es Gelegenheit zur kollegialen Beratung der eigenen Erziehungsarbeit geben. Denn so viel professioneller Sachverstand aus der Erziehungspraxis kommt selten zusammen. Und schließlich werden die Teilnehmenden in Werkstätten über zeitgemäße Formen geistlichen Übens und Betens nachdenken und Best-Practice Beispiele austauschen.

Netzwerk Ignatianischer Schulen

Zum Netzwerk gehören 12 Schulen aus Deutschland, Österreich, Litauen und Ungarn sowie das Zentrum für Ignatianische Pädagogik. Anreisen werden aber auch Vertreter des Europäischen Netzwerkes der Jesuitenschulen (JECSE), von Jesuit World Wide Learning, einer Einrichtung, die Geflüchteten in der ganzen Welt ermöglicht, zu studieren, sowie Partner von Stiftungen, die mit der Arbeit des Netzwerkes verbunden sind.

Die Tage der Ignatianischen Pädagogik geben auch eine geeignete Bühne, um Gabriele Hüdepohl, die neue Delegatin der zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten auf dem Feld der Schulbildung, zu begrüßen. Sie vertritt im Bereich der Schulbildung die Ordensleitung der zentraleuropäischen Provinz politisch nach innen und nach außen.

Foto: © skynesher/iStock.com


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