Entscheidungen Glaube

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Leichter Entscheidungen treffen

Ein Leitfaden, um gut zu entscheiden und glücklich zu werden

Schlafe ich noch zehn Minuten weiter oder stehe direkt auf? Fahre ich heute oder erst morgen zur Tankstelle? Landen die roten oder grünen Äpfel im Einkaufswagen? Bezahle ich bar oder mit Karte? Unser Leben ist davon gezeichnet, dass wir immer wieder Entscheidungen treffen müssen. Mal sind es kleinere, mal größere Fragen, die uns beschäftigen: Ist dieser Mensch derjenige, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte? Ist das der Job, mit dem ich gerade wirklich glücklich bin? Bin ich zufrieden mit meinem Leben, wie es gerade ist oder wartet irgendwo noch mehr auf mich? Entscheidungen beschäftigen uns alle und fallen manchmal wirklich schwer. Aber Entschiedenheit macht glücklich. Deshalb gilt es, Entscheidungen zwar nicht vorschnell zu treffen, sie jedoch auch nicht unnötig hinauszuzögern – oder willst Du etwa Dein Glück hinauszögern? Die ignatianische Spiritualität bietet eine Unterstützung, um gute Entscheidungen zu treffen.

Ich bin nicht allein

Die Herangehensweise nach Ignatius von Loyola sieht vor, sich zunächst bewusst zu machen, dass Gott den Weg der Entscheidung mitgeht. Er steht zu mir. Er will, dass ich glücklich werde. Bedingungslos und zweifelsfrei begleitet er mich auf dem Weg zu einer guten Entscheidung – und wenn ich wirklich auf mein Innerstes und Gott höre, dann führt er mich auf dem Weg zu einem entschiedenen, einem glücklichen Leben. Die eigene Gefühlslage zu erspüren und in Worte zu fassen, kann dabei helfen, in reflektierter Weise an die Entscheidung heranzugehen.

Wonach ich mich sehne

Starten kann das Aufdecken der eigenen Gefühle zum Beispiel mit der Frage nach den eigenen Sehnsüchten. „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Das ist nicht nur eine klassische Frage aus Bewerbungsgesprächen. Sich mit den eigenen Träumen und Wünschen zu beschäftigen, kann tatsächlich bei der Entscheidungsfindung helfen. Wenn wir uns über das Ziel bewusst sind, können wir klarer entscheiden, welchen Weg wir nehmen müssen, um dorthin zu gelangen. Meine innerste Sehnsucht ist Gottes Stimme in mir. Wenn ich mich in meinen Entscheidungen und Handlungen daran orientiere, bringt sie mich zu Zufriedenheit und Glück. Ich stelle mir vor, bereits jetzt all meine Träume und Wünsche verwirklicht zu haben. Welche Entscheidungen habe ich in der Vergangenheit getroffen, um dort hinzukommen?

Meine Einmaligkeit entdecken

Talente haben, einzigartig sein – das wünscht sich jede*r. Eigentlich müssen wir uns das gar nicht wünschen, denn Gott hat jede und jeden von uns einmalig geschaffen – wir tragen also bereits das, was wir uns da wünschen, in uns. Es gilt, eben diese Talente, die in uns schlummern, zu entdecken und zu entfalten. Vielleicht ist es mit etwas Abstand einfacher zu sagen, was die eigenen Fähigkeiten und Vorlieben sind. Es kann darüber hinaus hilfreich sein, vertraute Personen um eine Rückmeldung zu bitten. Was schätzen sie an mir, was zeichnet mich in ihren Augen aus? Die Antworten können neue Horizonte in mir eröffnen und meinen Blick auf mich selbst verwandeln.

Meine Aufgabe erkennen

Gott hat mich aber nicht nur einmalig geschaffen und mir Talente mitgegeben. Er hat mir als Individuum auch eine ganz persönliche Aufgabe übertragen. Ich soll mit all dem, was ich von ihm erhalten habe – mit meinen einzigartigen Fähigkeiten – an seinem Reich, an einer guten und gerechten Welt mitbauen. Ruft Gott mich, damit ich mich zum Beispiel für Gerechtigkeit, den Umweltschutz oder Menschen in Notsituationen einsetze? Wenn ich achtsam und offen in mich hineinhöre, kann ich vielleicht erspüren, wozu Gott mich berufen hat, wo ich mich gebraucht fühle und bereit bin, Einsatz zu zeigen.

Mehr als Ja oder Nein

Bevor die Entscheidung getroffen ist, fühle ich mich eventuell unfrei und eingeengt. Da ist etwas, das geklärt werden möchte und es lastet unfertig auf mir. Wenn die Gedanken erstmal angefangen haben, sich im Kreis zu drehen, fühlt sich die Situation alternativlos an.

Aber wir haben immer eine Wahl! Gott hat uns als freie Menschen geschaffen, auch mich. Er lässt mir die Wege offen – vielleicht sehe ich gerade aber nur den einen.

Ich muss mir über die Alternativen bewusst werden – und zwar nicht nur über die offensichtlichen zwei Alternativen. Denn da gibt es mit Sicherheit noch mehr Möglichkeiten. Ich habe nur die Gedanken daran noch nicht richtig zugelassen. Verschiedene Varianten in Betracht zu ziehen und wertfrei Pro und Kontra aufzuschreiben, kann helfen, sich einen realistischen und objektiven Überblick zu verschaffen.

Ein Blick von außen

Wenn ich mich ständig nur um mich drehe und mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt bin, verliere ich mich in meiner eigenen Welt. Eine Übersicht der möglichen Alternativen kann ein erster Schritt sein, um aus dem eigenen Gedankenstrudel auszubrechen. Darüber hinaus gibt es da draußen noch so viel mehr Menschen, die mir mit ihrem Blick von außerhalb das Sichtfeld weiten können. Einerseits sind da vertraute Personen, denen ich mich öffnen kann: Menschen, die mir wohlgesonnen sind und die mich unterstützen wollen. Und da sind auch Menschen, bei denen ich schon von vornherein weiß, dass sie wahrscheinlich nicht meiner Meinung sind. Es kann Überwindung kosten, sie nach ihrer Meinung zu fragen. Aber wenn ich versuche, ihre Sichtweise zu verstehen, entdecke ich vielleicht Perspektiven, die mich in neuer Art und Weise zum Nachdenken anregen.

Wo finde ich Frieden?

Mit dem Kopf oder Bauch entscheiden? Na, idealerweise mit dem Herzen. Denn das Herz verbindet Kopf und Bauch – hier ist der Mensch eins mit sich selbst und kann inneren Frieden finden. Wenn ich mir einen ruhigen Moment nehme, kann ich in mich hineinfühlen, in mein Herz hineinfühlen. Dabei erlaube ich alle Gedanken und Gefühle zu der Entscheidung – ich betrachte sie mit Wohlwollen und wertfrei. Dann höre ich, was mein Herz sagt: Bei welcher Entscheidung fühle ich mich frei? Wo finde ich Frieden? Was weckt Mut in mir?

Stell dir vor …

Wenn Familie oder Freunde um Unterstützung bitten, haben wir oft direkt einen guten Rat. Meist ist es einfacher, anderen zu helfen als sich selbst, als über das eigene Leben zu entscheiden. Ich stelle mir daher vor, eine gute Freundin oder ein guter Freund stecken in meiner Situation. Was würde ich ihr oder ihm jetzt raten? Was denke ich, ist das Beste für sie oder ihn? Vielleicht gewinne ich aus dem gedanklichen Rollentausch und aus meiner eigenen Antwort eine hilfreiche Erkenntnis für meine Entscheidung.

Im Vertrauen auf Gott

Ich führe das Phantasiespiel noch ein Stück weiter: Wenn ich im Sterben liegen würde und auf die heutige Entscheidung zurückblicke … Wie hätte ich mich aus dieser Perspektive gerne entschieden? Im Vertrauen darauf, dass Gott mich immer auffängt, wenn ich falle und dass nicht mein ganzes Lebensglück an dieser einen Entscheidung hängt, kann ich mich jetzt entscheiden.

Zukunftswerkstatt Entscheiden

Entscheidungshilfe in Form einer Broschüre

Diese Schritte, um gute Entscheidungen zu treffen und sich somit auf den Weg zu einem entschiedeneren, glücklicheren Leben zu machen, sind ein grundlegendes Handwerkszeug der ignatianischen Spiritualität. Im Entscheidungsheft der Zukunftswerkstatt SJ Frankfurt ist der Leitfaden klar und detailliert aufbereitet.

Entscheidungen treffen in der Zukunftswerkstatt

Wer auf dem Weg der Entscheidungsfindung Stille, Raum für die eigenen Gedanken und vielleicht auch Unterstützung braucht, kann sich zu Exerzitien in der Zukunftswerkstatt SJ Frankfurt anmelden. Innerhalb von acht bis neun Tagen können junge Erwachsene dort ihrem Innersten auf die Spur kommen und dabei Gott und die Beziehung zu ihm ganz neu erleben.

Foto: © Stefan Weigand, wunderlichundweigand


Mirjam Beitz

ist derzeit in der Zukunftswerkstatt SJ für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie hat in Wiesbaden Media Management studiert und war bereits für einen Radiosender, eine Stadtverwaltung und verschiedene kirchliche Institutionen tätig. Bei ihrer aktuellen Tätigkeit auf dem Campus Sankt Georgen in Frankfurt übernimmt sie auch die Öffentlichkeitsarbeit das Zentrum für Berufungspastoral. Dort kommt sie mit vielen jungen Erwachsenen bei der Entscheidungsfindung in Kontakt.

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