Warum es Sinn macht, beim »Wiederaufbau« der Kirche
zu helfen
Als Nicht-Katholikin, die für einen katholischen Arbeitgeber arbeitet, verfolge ich diese Diskussionen mittlerweile viel intensiver! Ich merke, wie viel Emotion, Schmerz, Leid und Traurigkeit, Wut und Resignation bei so vielen Kolleg*innen und Anhängern der Katholischen Kirche vorhanden ist. Das Münchner Missbrauchsgutachten von letzter Woche ist ein weiteres Glied in einer Kette der Verzweiflung.
2021 hat uns ein Kollege in der Fachschaftssitzung meines Gymnasiums darüber informiert, dass er seine Missio (Lehrerlaubnis von Seiten der Katholischen Kirche) zurückgeben wird, weil er für diese Kirche nicht mehr sprechen kann. Der innere Weg, den dieser Kollege bis zur Entscheidung gegangen ist, war ein schwerer.
Ich kann jeden verstehen, der in Anbetracht des desaströsen Verhaltens manch Kirchenoberer (besonders, aber nicht nur) im Zusammenhang mit der Aufklärung der Missbrauchsfälle den Schritt hinaus geht. Für viele, wie für den Kollegen, ist es ein langer, schwerer Weg. Positive Erfahrungen, identitätsstiftende Gespräche und Erlebnisse, eine lebensbejahende, freundliche Kirche mit einer wirkungsvollen Botschaft („Du bist ok, wir sind für dich da, wir brauchen dich!“) sowie die Erfahrung einer unterstützenden Gemeinschaft machen diesen Schritt schmerzvoll, aber für viele unabdingbar.
Verantwortung übernehmen für die Zukunft der Kirche
Ich kann aber auch die vielen verstehen, die jetzt sagen, dass sie diese Kirche nicht den Klerikern, Amtsleuten und Vertuschern
überlassen wollen.
Sie wollen aufzeigen, was falsch läuft, mitgestalten und Verantwortung übernehmen, um die Kirche als Institution freundlicher und lebensbejahender, den Menschen dienlich zu gestalten.
Zu diesen gehören sämtliche Personen, die sich für die Initiative Maria 2.0 engagieren, die tolle Aktion #outinchurch, die diese Woche in der ARD Mediathek veröffentlicht wurde, und viele, viele mehr!
Im Artikel „Können Sie in dieser Kirche bleiben?“, der auf „Zeit online“ am 26. Januar 2022 erschienen ist, hat Harald Schmidt, studierter Kirchenmusiker und früherer Late Night Talk-Host, so zusammengefasst:
- Natürlich trete ich nicht aus.
- Will ich nach dem Zusammenbruch beim Aufbau helfen.
Selbst nicht in der Katholischen Kirche aufgewachsen, sehe ich die vielseitigen Emotionen zur Frage „gehen oder bleiben“, und kann sämtliche individuellen Positionen und Entscheidungen nachvollziehen. Für einen katholischen Arbeitgeber zu arbeiten, macht es für mich dabei aber innerlich notwendig, Stellung zu beziehen.
Ich hoffe sehr, dass Harald Schmidt beim „Wiederaufbau“ der Kirche noch dabei ist. Dann bin auch ich dabei!