Zimmermann Meinung

HIER SCHREIBT TOBIAS ZIMMERMANN SJ

Mit Techschrott und Lederhose

Wie die CSU mit rückwärtsgewandter Selbstfindung die Zukunft verschläft

Die inhaltliche Entkernung des konservativen Profils der CSU scheint fortgeschritten zu sein. Mit jedem Auftritt Markus Söders bei Lanz reduziert es sich immer mehr auf das Thema von längeren Laufzeiten der verbliebenen drei Atomkraftwerke. Als es angeblich um die Energiesicherheit in diesem Winter ging, konnte man das vielleicht noch plausibel finden. Aber dass diese drei Kraftwerke darüber hinaus irgendetwas beitragen sollen zu einer nachhaltigen Energiepolitik und zur Senkung der Energiepreise in Europa, ist schlicht Non-Sense.

Nun wird sich die Republik bei der letztens wieder verschobenen Findung eines Endlagers gerne daran erinnern, dass die Hohepriester dieser Technologie in der Münchner Staatskanzlei saßen.  Mal sehen, wie die den Bewohnern ihres Landes dann verkaufen werden, dass der Giftschrott einer Technologie, die dann längst vergessen und verschrottet sein wird, die Zukunft ihrer Kinder und Enkel noch auf unabsehbare Zeit und nicht nur finanziell belasten wird. Aber dann sitzt Herr Söder ja nicht mehr bei Herrn Lanz, sondern im politischen Ruhestand.

Der marode Zustand des öffentlichen Personenverkehrs in Bayern, wenn ich von München nach Weilheim fahre; Funklöcher auf dem Land (2022!) und ein dröhnendes Schweigen, wenn es um die Förderung innovativer Ideen und Technologien zur Sicherung der Energie in Bayern geht.

Markus Söder kann nicht davon ablenken, was seine CSU in der Regierung in den letzten Jahren alles verpeilt und verschlafen hat, im Gegenteil. Aber es gäbe Chancen, sich wenigstens heute auf der richtigen Seite zu positionieren.

Die CSU feiert sich ja gerne als Partei der kleinen Leute, die mit Mittelstand und Innovation Lösungen nah an den Menschen fördert. Und wir hören gerade aus dem ganzen Land ermutigende Berichte von Aufbrüchen und Ideen, die Menschen vor Ort, Firmen, Landwirte und Kommunen erfolgreich vorantreiben. Nicht wenige haben das Zeug dazu, Bausteine für eine nachhaltige Sicherung der Energiegewinnung in Zukunft zu sein. Statt hier Mut zu machen und diese Aufbrüche stark, statt sie zu einer Gesamtstrategie vernetzen, sodass sie Impact bekommen, zelebriert das konservative One-Man-Establishment in München lieber die konservative Selbstfindung in Form einer verstaubten Retroshow.


Tobias Zimmermann SJ

ist Priester, Pädagoge und Jesuit. Als Autor und als Mitbegründer des Zentrums für Ignatianische Pädagogik (ZIP), das er seit Oktober 2019 leitet, arbeitet Tobias Zimmermann an Projekten der Entwicklung der katholischen Schulbildung und Spiritualität, in der Schulentwicklung, im Coaching für Leitungskräfte und in der Fortbildung von Schulleitungen und Pädagogen. Seit Oktober 2019 ist er Direktor des Heinrich Pesch Hauses und wirkt mit an der Weiterentwicklung der Akademie im Bereich Online-Bildung, neue Schwerpunktthemen sowie an der Entwicklung der Heinrich Pesch Siedlung, einem Modellprojekt für soziale und ökologische Stadtentwicklung.

Foto: Stefan Weigand

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