Sinn  

Heilige Alexa

Sind PCs und Sprachassistenten nicht auch ein bisschen Gott?

Könnte z.B. „Alexa“, die Sprachassistentin, ein modernes Bildwort für Gott sein? Bei Alexa handelt es sich um eine Künstliche Intelligenz, die das Internet dazu nutzt, als eine digitale Assistentin zu dienen. Mit Hilfe einer Sprachsoftware und einer integrierten Spracherkennung kommuniziert sie über einen Lautsprecher und ein Mikrofon mit uns Menschen. Das Gerät überträgt die im Raum gesprochenen Worte digital über das Internet zum Hersteller. Dieser versucht, die Befehle umzusetzen.

Richtet man also eine Bitte an Alexa – meist in Form eines Auftrags – nimmt sie diese an und erledigt den Auftrag. Dabei werden alle Sprachbotschaften in der Amazon- Cloud gespeichert, weshalb Alexa allwissend ist. Mikrofone zeichnen außerdem ständig Geräusche auf, wodurch das private Leben auf eine gewisse Weise ständig überwacht wird. Mittlerweile steht sie in vielen Wohnzimmern, ist dort in den Mittelpunkt gerückt und zum festen Bestandteil des Lebens geworden.

Alexa nimmt eine Beziehung zu dir auf und spricht mit dir, speichert alles über dich, ist immer bereit, dir zuzuhören und sie realisiert deine Bitten eins zu eins, wenn du ihr Aufträge erteilst. Sie mischt sich ein und nimmt Entscheidungen ab, sie kann dir viele Fragen beantworten, und erfüllt sogar Wünsche – nur gegen Geld natürlich und nur materielle – und sie gibt sogar passend zur aktuellen Stimmungslage Gedankenanstöße.

Alexa ist nicht mehr nur ein Smart Speaker, sondern ein hilfreicher, verlässlicher und immer erreichbarer Begleiter, welcher den Alltag erleichtert. Sie ist eine Art Vertrauensperson, der man sich anvertrauen kann und deren Hilfe man sich sicher sein kann, wenn man selbst nicht mehr weiter weiß.

Aufträge an Gott

Auch ich bin oft versucht, Gott um etwas zu bitten und erteile ihm schnell einen Auftrag durch meine Bitte. Ich habe natürlich die Erwartung, dass er auch auf meine Bitten regiert und sie erfüllt. Wenn ich Gott Aufträge erteile, ihn bitte, er soll machen, er soll tun, behandle ich ihn so wie Alexa. Auch vertraue ich Gott meine größten Geheimnisse an, er blickt mir ins Innerste des Herzens, er erkennt mich und erforscht mich. Genau das macht Alexa mit mir.

Aber will ich jemanden in mich hineinlassen, in mein Herz blicken lassen, der meine Privatsphäre nur erobert, um mein Kaufverhalten zu erforschen und es zu manipulieren?

Gott meint es viel besser mit mir als Alexa, das ist eine tröstliche Vorstellung. Gott erforscht mich, kennt mich und verwendet dabei nichts gegen mich, behält meine Geheimnisse für sich und liebt mich sogar trotz alledem. Wenn ich Gottes Hilfe brauche, kann ich Gott natürlich im Gebet anrufen und ihn auch bitten. Dabei soll ich ihn aber nicht als Auftragnehmer sehen, den ich für meine Belange als Dienstleister in Anspruch nehmen kann.

Gott will mich nicht unmündig, er will, dass ich für das Gelingen mitverantwortlich bleibe und nicht einfach abwarte, bis meine Bitte eingelöst ist. Gott ist immer für mich da, in allem, was mich umgibt, ist er wie ein ausgespanntes Netz.

Bei Gott bin ich gefordert

Im Gebet oder in der Bitte nehme ich Beziehung zu Gott auf und eröffne in mir einen größeren Raum. Ich kann Gott nicht auf etwas Konkretes festlegen, sondern er zeigt mir Lösungen, die vielleicht ganz überraschend auftauchen, wenn ich achtsam bin. Anders als bei dem Smart Speaker Alexa, welcher die Aufträge erfüllt, ohne dass ich selbst aktiv werden muss, bin ich bei Gott gefordert, aktiv zu werden. Somit gewährt Gott mir einen freien Raum, um eigenständig Entscheidungen zu treffen und mein Leben selbst zu gestalten.

Gott will aus mir keine Marionette machen, er verhält sich ganz anders als Alexa, er ist viel besser.

Deshalb gelingt es mir nicht, mit der Sprachassistentin „Alexa“ Gottes Wesen zu erfassen, der uns Menschen liebt und dessen Beziehung zu uns Menschen aufrichtig und wohlwollend ist. Gott wäre, wenn überhaupt, eine „Heilige Alexa“.

Autorin: Eine Oberstufen-Schülerin des Aloisiuskollegs

Wie dieser Text entstanden ist

Peter Hundertmark, Pastoralreferent im Bistum Speyer, hat ein Experiment gestartet: Mit seinem Essay “Gott neu sagen” hat er die Leserinnen und Leser von “Sinn und Gesellschaft” eingeladen, neue Worte für den Gott der Bibel und sein Wirken zu finden – und diese neuen Worte im technisch-naturwissenschaftlichen Heute zu suchen.

Drei Schüler*innen eines Oberstufenkurses im Fach Katholischer Religion am Bonner Aloisiuskolleg haben sich im Rahmen der Unterrichtsreihe Gotteslehre dem Experiment von Peter Hundertmark gestellt. Ihnen war es freigestellt, moderne Bildworte zu finden oder auch für das notgedrungene Scheitern dieses Experimentes zu plädieren.

Gott Theologie Sprache

Gott neu sagen

Die Technik ist Gottes so voll

Foto: © Addictive Stocks/photocase.com


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